Ärztekammer fordert Vollzeitprämie für Spitalsärzte
Harald Mayer, Vizepräsident der ÖAK und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, forderte die Politik am Mittwoch in einer Aussendung auf, "eine Vollzeitprämie für Spitalsärztinnen und -ärzte einzuführen und Überstunden steuerlich massiv zu begünstigen". Die Wiener Ärztekammer warnte unterdessen vor den Folgen eines möglichen Verbots von Nebenbeschäftigungen.
Solche Abgeltungen hätten "auch etwas mit Wertschätzung zu tun", sagte Mayer. Mehr Arbeit müsse auch finanziell ausgeglichen werden. "Wenn wir verhindern wollen, dass unser solidarisches Gesundheitssystem kippt oder gar zusammenbricht, müssen wir schauen, dass wir jene im Lande halten und sehr gut behandeln, die derzeit noch mit größter Überzeugung im Spital arbeiten", so der ÖAK-Vizepräsident.
Laut einer selbst durchgeführten Umfrage der Wiener Ärztekammer würde eine Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte bei einem Verbot von Nebenbeschäftigungen bei Teilzeitarbeit das Spital verlassen. Von 998 deklarierten Teilnehmenden gaben das 71 Prozent an. Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart lehnte die Idee neuerlich ab: "Eine Beschränkung des freien Arztberufes ist mit uns nicht zu machen", sagte er.
Insgesamt nahmen an der Umfrage 1.727 Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Wiener Spitälern teil. Die Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer Wien befragte sie zwischen 17. und 24. Juni 2024. Von den Befragten hatten 998 eine eindeutige Meinung zur Frage "Wie würden Sie sich bei einem Nebenbeschäftigungsverbot entscheiden". Die restlichen Teilnehmenden machten dazu keine Angabe.
Steinhart positionierte sich in einer Aussendung vom Mittwoch klar: "Dieser undurchdachte Vorstoß eines kleinen Teils der Politik ist abzulehnen, was jetzt auch Zahlen belegen." Er forderte stattdessen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen. "Nur so kann man Abwanderungsbewegungen stoppen und Patientensicherheit gewährleisten."
Auch Natalja Haninger-Vacariu, Kurienobfrau angestellte Ärzte und Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien, stellte sich gegen ein "Ärzte-Bashing": "Das kann sich Wien im Angesicht des ohnehin bestehenden Personalmangels und der viel zu langen OP-Wartezeiten nicht leisten." Die Verantwortlichkeit sah sie klar verteilt: "Sowohl die Politik als auch die Spitalsträger sind gefordert, vernünftige Lösungen zu erarbeiten."
Der Gesundheitssprecher der FPÖ Wien, Wolfgang Seidl, reagierte mit einer Aussendung auf die Umfrage und forderte bessere Rahmenbedingungen: "Diese Zahl ist alarmierend und zeigt deutlich, dass die Mediziner nicht bereit sind, unter den derzeitigen Bedingungen auf wichtige Nebentätigkeiten zu verzichten."
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatte im Juni ein Wahlarztverbot für Spitalsärzte aufs Tapet gebracht. Begrüßt wurde der Vorstoß von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und dem Wiener Patientenanwalt Gerhard Jelinek.
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