APA - Austria Presse Agentur

Afghanische Frauenrechtlerin durch Schüsse verletzt

Die prominente afghanische Frauenrechtlerin Fawzia Koofi (Fausia Kufi) , die an den bevorstehenden Friedensverhandlungen mit den Taliban teilnehmen soll, ist bei einem bewaffneten Angriff verletzt worden.

Koofi wurde laut Innenministerium an der rechten Hand verletzt, ihr Gesundheitszustand sei stabil.

Unbekannte Angreifer hätten am Freitag das Feuer auf die Parlamentsabgeordnete und ihre Schwester eröffnet, sagte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums am Samstag. Die Taliban wiesen eine Beteiligung an dem Angriff zurück.

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Der Schusswaffenangriff erfolgte, als die 45-jährige Koofi und ihre Schwester von einem Termin in der Provinz Parwan nahe der Hauptstadt Kabul zurückkehrten. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Koofi ist eine von vier Frauen in der Delegation, die in Kürze mit den radikalislamischen Taliban verhandeln soll. Am Ende der Verhandlungen soll nach zwei Jahrzehnten militärischer Konflikte eine Befriedung Afghanistans stehen.

Afghanistans Präsident Ashraf Ghani verurteilte die Tat als "feigen Angriff", wie sein Sprecher mitteilte. Der Chefunterhändler der afghanischen Regierung, Abdullah Abdullah, forderte die Behörden auf, "die Täter vor Gericht zu bringen".

Der Chef der afghanischen Regierungsdelegation für die Friedensverhandlungen, Mohammed Masum Staneksai, sagte, die Sicherheitsbehörden hätten Ermittlungen eingeleitet.

Die Vorsitzende der unabhängigen afghanischen Menschenrechtskommission, Shaharsad Akbar, verurteilte die "entsetzliche Attacke". Im Kurzbotschaftendienst Twitter sprach sie von einem "besorgniserregenden Muster gezielter Angriffe, die das Vertrauen in den Friedensprozess negativ beeinflussen können".

Die Politikerin Koofi hatte bereits 2010 ein Attentat überlebt. Damals hatten bewaffnete Männer auf sie gefeuert, als sie nach einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag nach Kabul zurückkehrte.

Koofi war die erste Frau in Afghanistan, die den Posten der stellvertretenden Parlamentssprecherin innehatte. Sie ist eine bekannte Kritikerin der Taliban, dennoch befürwortete sie den Dialog mit den Jihadisten. "Wir wollen keine Talibanisierung. Dennoch stehe ich hinter einem Prozess, der zu Frieden führt. Dafür müssen Politiker und Politikerinnen am Ende auch mit den Taliban reden, daran führt kein Weg vorbei", sagte Koofi in einem Interview mit "Zeit Online" im September 2019.

Koofi setzt sich auch für die Rechte von Mädchen und Frauen in Afghanistan ein. Dabei werde sie von radikalen Islamisten gefordert, aber auch von Männern, die sich nach außen vermeintlich liberal geben würden: "Für mich sind das auch Taliban, nur dass sie Anzug und Krawatte tragen statt Waffen", sagte Koofi in dem Interview.