APA - Austria Presse Agentur

Akram Khan stellt sich beim ImPulsTanz dem Teufel

Das Dunkle im Menschen und die Natur als Opfer – diese Themen verbindet der britische Starchoreograf Akram Khan bei seinem neuen Stück "Outwitting the Devil".

Das Werk des 45-Jährigen war Mittwochabend erstmals seit 2013 beim ImPulsTanz zu erleben .Die Bühne liegt weitgehend im Halbdunkel, ist dominiert von einer kühlen Ästhetik aus geometrischen Blöcken - von kleinen Bricketts bis zum altarhaften Block. In diesem minimalistischen Ambiente werfen sechs TänzerInnen in konzentrierter Bewegungschoreografie einen Blick in die Untiefen des Menschen.

Als narrativer Rahmen greift Khan auf König Gilgamesch zurück, die Titelfigur des 4.000 Jahre alten sumerischen Epos, der mit seinem geliebten Enkidu den Waldwächter Humbaba überwältigt und tötet, bevor er die Zedern des Waldes rodet. Für das ökologische Desaster und die Hybris wird Gilgamesch von den Göttern mit dem Tod seines Geliebten bestraft.

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So begreift Akram Khan, selbst mit Wurzeln in Bangladesch, Gilgamesch als Symbol für die destruktive Seite des Menschen, wobei sich die Gewalt nicht nur gegen seinesgleichen, sondern auch die Natur richtet - ein überraschend heutiger Zugang, der sich in einen Kanon verschiedener ImPulsTanz-Stücke des Jahres 2021 eingliedert, die das Thema Umwelt in den Fokus nehmen. Entsprechend schwer ist der Grundduktus von "Outwitting the Devil", der aus stilisierten Kämpfen und dem alten Spiel der Abstoßung und Anziehung in Zeitlupe besteht.

Nur wenige leichte Momente erlauben ein Durchatmen im Lebenslauf Gilgameschs, der von seinem alten Alter Ego auf der Bühne begleitet wird. Der beinahe durchgängige Elektrosound von Vincenzo Lamagna eskaliert beständig bis hin zur akustischen Ekstase und lässt selbst "Tristan" durchscheinen. Je größer Gilgameschs Hybris wird, desto kälter dröhnen die Bässe. Die Zeit für Humor ist bei Khan definitiv abgelaufen.