APA - Austria Presse Agentur

Albertina zeigt "Post-Radikale Malerei" von Jakob Gasteiger

"Ich kenne wenige Künstler, deren Arbeiten so leicht wiedererkennbar sind wie die von Jakob Gasteiger", sagt Klaus Albrecht Schröder. Der Generaldirektor der Albertina hat sich, nachdem das Coronavirus alle Planungen durcheinanderwirbelte, kurzfristig zu einer Gasteiger-Ausstellung entschlossen. Nach einem Gespräch mit dem ehemaligen mumok-Direktor Edelbert Köb sei er draufgekommen, dass der 1953 geborene Österreicher noch nie eine Solomuseumsausstellung in Wien hatte.

Gesammelt hat die Albertina - im Gegensatz zum mumok, das unter Lorand Hegyi einige Ankäufe tätigte - Gasteiger freilich auch nicht sehr intensiv. Es gebe nur drei, vier Werke in den eigenen Beständen, gab Schröder am Donnerstag im Gespräch mit einigen Journalisten zu. Die 55 Werke, die Schröder als Kurator für die Ausstellung ausgewählt hat, stammen alle von Gasteiger selbst. Dessen letzte große Wiener Ausstellung in der von der Galerie Wienerroither & Kohlbacher bespielten Beletage des Innenstadt-Palais Schönborn-Batthyány war vor einem Jahr coronabedingt bereits nach wenigen Tagen zu Ende. Ob die Ausstellung in der Pfeilerhalle der Albertina nun tatsächlich ab 3. Mai für das Publikum zugänglich sein wird, entscheidet sich vermutlich noch in dieser Woche. Entschieden hat Schröder dagegen, die zunächst nur bis 13. Juni angesetzte Präsentation bis 22. August zu verlängern. Danach soll am 30. August eine Ausstellung von Hubert Scheibl folgen. Und in der Galerie ARTECONT am Opernring 21 ist Jakob Gasteiger ab 6. Mai gemeinsam mit Michael Kravagna und Robert Schaberl zu sehen.

Gasteigers monochromen Strukturbilder, bei denen er mit der Kammspachtel reliefartige Strukturen aufträgt und damit auch die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur auslotet, sind tatsächlich charakteristisch. Beim Aufbruch der gleichaltrigen Neuen Wilden, die der Malerei mit Expressivität neues Leben verliehen, habe er "eine visuelle Verschnaufpause schaffen" wollen, erläuterte der gebürtige Salzburger, der heute in Wien und im Weinviertel lebt. "Alles, was ich mache, mache ich im Prinzip seit über 30 Jahren." Dennoch sei man überrascht, wie vielfältig die Ergebnisse der analytische Malerei Gasteigers, die sich grundsätzlich mit Farbe, Form und Struktur beschäftige, ausfielen, erklärte Schröder, der annähernd chronologisch gehängt hat und auf die Neonfarben verwies, die der Künstler erst seit zwei, drei Jahren verwende.

In Anlehnung an die postmoderne Architektur habe er Gasteigers Zugang "Post-Radikale Malerei" genannt, sagte Schröder. Denn es kein "radical painting" und gehe ihm nicht um Schaffung meditativer Flächen. Auch Assoziationen zu Ackerfurchen oder Zen-Gärten, bei denen mit Rechen ähnliche Strukturen in den Kies gefurcht werden, seien nicht beabsichtigt. "Das sind halt die einfachsten und häufigsten Interpretationsansätze, aber das ist es alles nicht", unterstrich Gasteiger. Es ist: einfach Malerei. Freilich eine, die zur Farbe häufig zusätzliches Material beimischt: Aluminium-, Glas- oder Eisenpulver etwa. Eingestreut in die schön geleuchtete Albertina-Präsentation, die die Tiefe und Feinheit der mal messerscharfen, mal teigig-stumpfen Strukturen mit ihren mal tropfenförmigen, mal spitzen Auswüchsen gut zur Geltung und die eingesetzten Farben zum Strahlen bringt, sind Aluminium-Skulpturen, die an das traditionelle Silvester-Bleigießen erinnern: Gasteiger gibt nur die Rahmenbedingungen vor und lässt danach Aluminium rinnen und abkühlen.

Zwischen den Pfeilern dominieren drei große Rundbilder - wie Sonnen, die grün, orange und rot leuchten. Die Ausstellung, zu der in Windeseile auch ein Katalog hergestellt wurde, zeige nicht nur Werke, sondern sei ein Werk an sich, sagte Schröder, "ein Konzert mit Strahlkraft".

("Jakob Gasteiger. Post-Radikale Malerei", Ausstellung in der Albertina, vermutlich ab 3. Mai bis 22. August, täglich 10 bis 18 Uhr. Katalog im Artbook Verlag, 240 Seiten, 25 Euro, www.albertina.at)