Alois Mosbacher im Belvedere 21: "Willkommen im Bildbiotop!"
Es gehe ihm seit jeher um Narration in der Malerei, erläuterte Mosbacher bei der heutigen Presseführung. "Gleichzeitig weiß ich, dass Malerei gar nichts erzählen kann oder muss. Sobald ich aber ein zweites Bild dazustelle, ergibt sich eine Geschichte. Sie findet zwischen den Bildern statt." Deswegen sei ihm wichtig gewesen, seine Ausstellung in jenem für die Rezeption der Kunst der Moderne wichtigen Raum, in dem er einst Andy Warhol begegnet sei, als lockeres Raumerlebnis zu gestalten: "Es ist ein Setting, in dem man sich in der Malerei befindet."
"Willkommen in einem Bildbiotop!", begrüßte Kurator Miroslav Haľák die Gäste. "Gegenstand, Bild, Raum und Bewegung - alle vier Begriffe erklären den Zugang von Alois Mosbacher, den er seit den 1980er-Jahren pflegt." Die bis 10. September laufende Schau, die auch etliche Leihgaben aus Privatsammlungen und Museen inkludiert, sei zwar "keine konventionelle Retrospektive", beinhalte nichtsdestotrotz Arbeiten aus allen Schaffensphasen von den 80ern bis zur Gegenwart und lade zum Entdecken eines "lebendigen und prozessualen Werks" ein, dessen Themen dennoch "sehr konsistent" seien, sagte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig.
Alois Mosbacher, 1954 im steirischen Strallegg geboren, studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien und galt bei der Wiedereroberung der Malerei in den 1980er-Jahren als einer der wesentlichen Vertreter von Österreichs "Neuen Wilden". Mehr witzig als wild wirkt dagegen die Wahl des Titels, der auf die 2018 bis 2020 geschaffene gleichnamige Serie von 12 aus Holz und Ölfarbe geschaffenen Nachbild-Objekten verweist: "Palinops" kommt von der neurologischen Krankheit der Palinopsie und beschreibt eine Gesichtstäuschung, bei der Objekte weiterhin gesehen werden, obwohl sie sich aktuell nicht mehr im Gesichtsfeld befinden.
Das trifft etwa auf den umlaufenden Waldfries zu, den Mosbacher an der Außenwand angebracht hat. Er sei passionierter Spaziergänger und habe seine Eindrücke eines Waldspaziergangs in der Gegend des Manhartsbergs in Niederösterreich zunächst fotografisch festgehalten und diese Eindrücke dann in freier Zeichnung umgesetzt, erläuterte der Künstler im Gespräch mit der APA die Entstehung dieses zeichnerischen Rundgangs und zeigte sich über die Folgen von Trockenheit und Borkenkäferbefall konsterniert: "Der Wald ist dort total kaputt!" Wald und Natur seien in seinem Schaffen von jeher wichtige Themen, sein Ansatz allerdings mehr der eines Beobachters denn eines Aktivisten.
"Er gibt uns keine Anweisung, wie wir die Zusammenhänge lesen sollen", sagte der Kurator. Das gilt nicht nur für die auch in der Malerei stark vertretene Natur, sondern im Besonderen für seine Bilder, in denen Raubkatzen, Alltagsobjekte und unverkennbare mythologische oder biblische Anspielungen in surrealen Anordnungen dazu einladen, sich selbst Reime darauf zu machen. Beim Durchstreifen von Mosbachers Biotop kann man vor einem Video verweilen, das Mosbacher beim Zeichnen zeigt. Die davor stehenden Sitzgelegenheiten stammen aus seinem Atelier und sind voller Farbreste. "Man spürt: Malerei ist auch schmutzig", schmunzelte der Künstler.
Derzeit bildet die Mosbacher-Schau im ersten Stock einen wunderbaren Kontrast zur und tolle Ausblicke auf die nur noch bis Sonntag laufenden Präsentation von Gerwald Rockenschaub im Erdgeschoß. Ab 7. April zieht dort in der Ausstellung "Über das Neue" die jungen Szene ein. Stella Rollig erhofft sich davon "großartige Dialoge".
(S E R V I C E - Ausstellung "Alois Mosbacher - Palinops", im Belvedere 21, Wien 3, Arsenalstraße 1, 10. März bis 10. September, Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Donnerstag 11-21 Uhr; Katalog deutsch-englisch: 192 Seiten, ca. 100 Abbildungen, 29,80 Euro, ISBN 978-3-903327-34-4, https://www.belvedere.at/alois-mosbacher)
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