APA - Austria Presse Agentur

Alpbacher Gesundheitsgespräche Covid-19-Vakzine: komplexes Projekt

Die Entwicklung einer vor SARS-CoV-2 schützenden Vakzine binnen ein, zwei Jahren wäre eine enorme Beschleunigung eines solchen Prozesses.

"Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffes zehn bis 15 Jahre", sagte Christina Nicolodi, Virologin und Beraterin für regulatorische Angelegenheiten rund um Arzneimittel, zu Beginn der Alpbacher Gesundheitsgespräche (bis 25. August). In einem vorlesungshaften Online-Vortrag skizzierte sie einmal mehr die komplexen Abläufe von der Identifizierung von für eine Impfung notwendigen Antigenen der Erreger bis zur Zulassung und industriellen Produktion eines Impfstoffes. "Derzeit sind etwa 150 Covid-19-Impfstoffe in Entwicklung", sagte die Expertin. Vakzine auf der Basis von Virus-Vektoren, DNA- und RNA-Produkten, mit abgeschwächten "lebenden" SARS-CoV-2-Erregern oder inaktivierte Viren machen die Bandbreite aus.

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Während viele der Entwicklungsschritte - von ersten Tests an geeigneten Versuchstieren bis zu den klinischen Tests und zur Entwicklung der Produktionsverfahren - teilweise parallel ablaufen können, hängt im Prinzip alles an den Phase-III-Untersuchungen auf Sicherheit und Wirksamkeit mit Zehntausenden Probanden. Dort angekommen seien derzeit Kandidatvakzine der Universität Oxford (Virusvehikel-Vakzine) und mRNA-Vakzine (Moderna/USA und BioNtech/Deutschland).

Bei den potenziell vor Covid-19 schützenden Vakzinen ergibt sich aber eine Schwierigkeit, so Christina Nicolodi: Bei MERS-, SARS- oder Dengue-Erkrankungen gibt es das Phänomen, dass eine zweite Infektion einen schweren Verlauf der Erkrankung auslösen kann. Um das bei einer Impfung mit zwei Teilimpfungen zu verhindern, sollte die Rate der schützenden Antikörper im Vergleich zu nicht spezifisch wirkenden Antikörpern möglichst hoch sein. Um hier sichergehen zu können, benötigt man sehr große Probandenzahlen. "Es sind Phase-III-Studien mit 30.000 Probanden notwendig", sagte die Expertin.