Alumni-Klub für Lehrlinge soll Fachkräftemangel bekämpfen

Die Lehre soll aufgewertet werden
Mit der Gründung eines Alumni-Klubs für Lehrlinge will die Initiative "Zukunft Lehre Österreich" (ZLÖ) "1.000 Gesichter" zur Unterstützung der Lehre mobilisieren. Der drohende Fachkräftemangel stelle eine große Herausforderung für die österreichischen Unternehmen dar, erklärten Vertreter der branchenübergreifenden Initiative am Montag vor Journalisten in Wien.

Man habe sich das Ziel gesetzt, die Lehre "zur Ausbildungsform Österreichs" zu machen, sagte ZLÖ-Präsident Werner Steinecker. Um dem Fachkräftemangel zu bekämpfen, sei eine bessere Aufklärung über die Vorteile der Lehre und eine damit einhergehende deutliche Imagesteigerung notwendig. Auch für Akademiker soll die Lehre attraktiver werden. Zuletzt ergab sich bei der Zahl der Lehrlinge ein leichtes Plus von 1,1 Prozent: 2019 wurden 109.000 Lehrlinge in Österreich ausgebildet, so Steinecker.

Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer beobachtet "in den letzten Jahrzehnten eine zunehmende Akademisierung". Die Werbekampagnen für die Lehre in den vergangenen 30 Jahren hätten im Wesentlichen nichts gebracht. Es sei weder gelungen, den Zulauf zur Lehre zu steigern, noch die Geschlechterdifferenz zwischen den einzelnen Lehren zu verringern. Neben einer Imageaufwertung für die Lehre, sei nun eine Verbesserung der Einkommenssituation wichtig. Weiters sieht Bachmayer in der Migration und Zuwanderung "ein riesiges Potenzial", um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Angesichts des drohenden Fachkräftemangels könne man es sich "einfach nicht leisten, jemanden auf dem Weg zu verlieren", sagte Renate Scheichelbauer-Schuster, WKÖ-Bundesspartenobfrau für Gewerbe und Handwerk. Jeder Jugendliche solle seinen Beruf nach den individuellen Fähigkeiten auswählen, "das, und nur das, sichert den Erfolg und die Zufriedenheit im Beruf", so Scheichelbauer-Schuster weiter. Es sei wichtig, dass junge Menschen verschiedene Berufe kennenlernen können, beispielsweise durch die von der WKÖ angebotenen Talentechecks, die laut Regierungsprogramm zukünftig in allen Schultypen verpflichtend sein sollen.

Industrieunternehmen sind regelmäßig auf der Suche nach Lehrlingen. Auch mit einer Lehre seien "Karrieremöglichkeiten vorhanden", sagte Josef Kienast, Niederlassungsleiter von Siemens Österreich. In Zukunft will man bei Siemens insbesondere AHS-Maturanten und Studienabbrecher für Lehrberufe gewinnen. Interessant sei die Lehre vor allem deshalb, weil sie die einzige Ausbildung sei, bei der man für das Lernen bezahlt werde, so Kienast. Andreas Perotti, Unternehmenssprecher beim Flugzeugkomponentenhersteller FACC, sieht auch die Unternehmen selbst gefordert, die Lehre attraktiver zu gestalten.

Mit dem nun gegründeten Alumni-Klub "zukunft.lehre.alumni" will man zusätzlich zu den bisher aktiven Unternehmen auch die "breite Bevölkerung" einbinden, so ZLÖ-Generalsekretär Mario Derntl. Auf der Website der Initiative ist es ab sofort jedem möglich, sich mit Ideen zur Förderung der Lehre einzubringen. Die eingehenden Verbesserungsvorschläge sollen im Sommer in Form von "1.000 Gesichtern für die Lehre" präsentiert werden. Für seine Mitglieder bietet der Alumni-Klub außerdem berufliche Unterstützung in Form von Mentoring-Programmen, Weiterbildungen und Coachings.

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