Am Donnerstag bei den O-Tönen: "Der beste Tag seit langem"
Isidora tritt würdig die Nachfolge von berühmten literarisch verewigten Artgenossen wie Jolly Jumper ("Lucky Luke") oder Kleiner Onkel ("Pippi Langstrumpf") an - und krempelt den Alltag ihrer "Entführerinnen" gehörig um. Maja Stirner, die Ich-Erzählerin des Buches, und ihre Nichte Cordelia verfügen zwar über genügend Zeit (die Tante betätigt sich im Homeoffice als gelegentliche Ghostwriterin von Diplomarbeiten oder Abtipperin von Interviews) und sogar über ein kleines Häuschen samt Garten in einer Wiener Vorstadt - aber über keinerlei einschlägiges Wissen in Pferdehaltung.
Mit welchem Verve die beiden Frauen sich in ihre neue Aufgabe stürzen, gleichzeitig immer Angst vor dem Einschreiten von Polizei oder Tierschutz haben und zusehen müssen, wie sich ihr Garten in eine Schlammwüste und ihr Haus in ein Heulager verwandelt - das ist witzig und unterhaltsam geschrieben und schreit geradezu nach einer Verfilmung. Allmählich wandelt sich zwar nicht der Ton des Buches, weitet sich aber sein Thema.
Ein weibliches Mitglied der benachbarten und von den illegalen Tierhalterinnen gefürchteten Anwaltsdynastie entpuppt sich nämlich als Tierschützerin mit Verbindungen in die Aktivistenszene. Und schon wird das Groteske - nämlich der Umstand, dass Maja offenbar ununterbrochen über verletzte und hilfsbedürftige Tiere stolpert, vom Frettchen bis zum Beagle - zum Politischen vergrößert. Da hat Isidora vermutlich einfach ihre weitere Ausbeutung als Fiakerpferd verweigert, da bestreiken Hühner ihre Legebatterie und stürmt ein wildgewordenes Schwein über die Simmeringer Hauptstraße (Robert Menasse lässt grüßen).
Im Roman wird ein Waldhaus zum Hauptquartier von Tierschutz-Aktivisten, die sich um eine neue Beziehung zu Tieren bemühen und ihnen menschliche Errungenschaften wie Streikrecht oder Erholungsurlaub zugestehen wollen. In der Wirklichkeit bemüht sich eine Gruppe von Literatinnen und Literaten seit längerem um einen anderen, weniger humanzentristischen Zugang zum Schreiben über die Natur. Jana Volkmann beweist mit "Der beste Tag seit langem", dass dies weder verbiestert noch sektiererisch sein muss, sondern durchaus humorvoll und heiter sein kann. Mitunter sogar zum Wiehern.
(S E R V I C E - Jana Volkmann: "Der beste Tag seit langem", Residenz Verlag, 256 Seiten, 26 Euro, Buchpräsentationen und Lesungen: Do., 22.8., bei den O-Tönen in Museumsquartier Wien, am 19.9. in der Alten Schmiede, Wien, am 9.11. bei den Literaturtagen Freistadt)
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