Iran setzt sexuelle Gewalt gegen Protestierende ein
Dazu zählten etwa auch Vergewaltigungen von Frauen und Männern durch "Gruppen von bis zu zehn männlichen Sicherheitskräften", heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht, der 45 Einzelfälle dokumentiert. Die Recherchen würden nahelegen, "dass die dokumentierten Fälle Teil eines systematischen Vorgehens sind".
"Sexualisierte Gewalt ist eine der brutalsten Waffen im Arsenal der iranischen Behörden, um Protestierende zu demütigen", erklärte Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Die Opfer trügen tiefe körperliche und seelische Narben davon. Die Täter innerhalb der Geheimdienste und Sicherheitskräfte müssten sich für ihre Folter hingegen nicht rechtfertigen. "Kein einziger von ihnen wurde bisher angeklagt", fuhr Duchrow fort.
Zu den Opfern zählten dem Bericht zufolge sowohl Mädchen und Frauen, die sich weigerten, das im Iran vorgeschriebene Kopftuch zu tragen, als auch Buben und Männer, die aus Protest auf die Straße gingen. Drei der Opfer waren demnach minderjährig: ein 14 Jahre altes Mädchen und zwei Buben im Alter von 16 und 17 Jahren.
Vergewaltigungen
Die Sicherheitskräfte vergewaltigten ihre Opfer den Angaben zufolge unter anderem mit Schlagstöcken, Glasflaschen und Schläuchen. Die Vergewaltigungen fanden nicht nur in Hafteinrichtungen statt, sondern auch in Schulen und Wohnhäusern. Sexuelle Gewalt sei außerdem in Form von Schlägen auf Geschlechtsteile und den Zwang, sich nackt auszuziehen, ausgeübt worden.
Die Mehrheit der Opfer habe darauf verzichtet, Anzeige zu erstatten. Grund dafür sei die "Angst, man könne ihnen weiteres Leid zufügen", aber auch die Überzeugung, die Justiz sei in erster Linie "ein Instrument der Unterdrückung", heißt es weiter in dem Bericht. An dem sexuellen Missbrauch waren dem Bericht zufolge sowohl Mitglieder der Revolutionsgarde als auch eine paramilitärische Miliz und mehrere Polizeieinheiten beteiligt.
Amnesty International konfrontierte nach eigenen Angaben die iranischen Behörden mit den Vorwürfen, erhielt aber bisher keine Antwort.
Die Proteste unter dem Slogan "Frau, Leben, Freiheit" hatten nach dem Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini im September 2022 eingesetzt. Die junge Frau war nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei wegen eines angeblich zu locker getragenen Kopftuchs gestorben. Nach Angaben ihrer Familie starb sie nach Misshandlungen durch die Sittenpolizei. Die iranischen Behörden weisen das zurück.
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