APA - Austria Presse Agentur

Amnesty wirft Hongkongs Polizei Folter von DemonstrantInnen vor

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der Polizei in Hongkong brutale Gewalt gegen Demonstranten vor. Manche der Übergriffe seien sogar "mit Folter gleichzusetzen", zitierte eine Aussendung vom Donnerstag Nicholas Bequelin, Amnesty-Regionaldirektor für Ostasien.

Amnesty hatte für eine Dokumentation der Vorfälle rund zwei Dutzend vorübergehend festgenommene Protestteilnehmer sowie weitere Zeugen wie Anwälte oder medizinisches Personal interviewt. Die Demonstranten berichteten etwa von Prügelattacken mit Schlagstöcken und Misshandlungen in Polizeigewahrsam. So erzählte ein Mann, er sei auf einer Polizeiwache verprügelt und mit einem Laserpointer geblendet worden, so dass er mit Knochenbrüchen und inneren Blutungen mehrere Tage im Krankenhaus verbringen musste. Ein weiterer Gewährsmann berichtete, dass ihm von Polizisten mit Elektroschocks in die Genitalien gedroht worden sei - nur weil er sein Mobiltelefon nicht zur Überprüfung entsperren wollte.

Dieser Zeuge schilderte auch, dass er sah, wie ein junger Mann von Polizisten gezwungen wurde, 20 Sekunden lang mit einem Laserstift in sein eigenes Auge zu leuchten. Einige Demonstranten hatten während der Proteste Laserpointer verwendet. Weitere Gewährsleute schilderten, sie seien auf der Straße brutal zusammengeschlagen worden.

"Während die überwiegende Mehrzahl der Protestierenden sich friedlich verhielt, kam es auch zu Zusammenstößen. Durch die völlig unverhältnismäßige Gewaltanwendung der Polizeikräfte eskalierte die Lage weiter", kommentiert Amnesty. Die Organisation fordert eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle und Wiedergutmachung für die Betroffenen.

"Die Beweise lassen wenig Raum für Zweifel: Offensichtlich setzen die Hongkonger Sicherheitskräfte systematisch rücksichtslose und willkürliche Taktiken gegen die Protestierenden ein. Dazu gehören sowohl willkürliche Festnahmen als auch Vergeltungsmaßnahmen gegen Menschen in Gewahrsam. Einige Übergriffe sind mit Folter gleichzusetzen", so Regionaldirektor Bequelin. Es habe zudem auch Fälle gegeben, wo die Inhaftierten erst spät oder gar nicht Zugang zu Rechtsbeistand bzw. medizinischer Hilfe erhielten. "Die Gewaltanwendung war (...) eindeutig unverhältnismäßig und stellt einen Verstoß gegen internationale Menschenrechtsnormen dar."