APA - Austria Presse Agentur

AMS-Kopf: Steuerliche Anreize für Teilzeit sind viel zu hoch

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, kritisiert im Interview mit der Online-Ausgabe der Tageszeitung "Die Presse", dass in Österreich die steuerlichen Anreize für Teilzeit zu hoch seien. Würden alle Frauen in Teilzeitarbeit nur drei Stunden mehr arbeiten, wäre ein großer Teil des Fachkräftemangels behoben. Außerdem müsse man mehr in Kindergärten und Volksschulen investieren.

Den oft beklagten Fachkräftemangel gebe es schon, denn für manche Jobs etwa in der IT gebe es einfach keine Leute. Aber oft hänge das Arbeitskräfteangebot auch von den Arbeitsbedingungen ab, so gebe es in Tirol mehr ausgebildete Köche als jene, die tatsächlich als Koch arbeiten. Viele würden nämlich lieber in der Industrie arbeiten, etwa wegen angenehmerer Arbeitszeiten oder besserer Entlohnung.

Auch die jüngst im Nationalrat beschlossene Abschaffung der Pensionsabschläge bei Frühpensionen mit 45 Versicherungsjahren sei keine gute Maßnahme gegen den Fachkräftemangel, moniert der AMS-Vorstand gegenüber "diepresse.com". "Und wir müssen länger arbeiten. Wir schicken täglich ungeheure Potenziale in Pension."

Weiters müsse man das Potenzial der Migranten in Österreich besser nutzen. Österreich sollte seine Zuwanderungspolitik stärker auf Arbeitsmigration ausrichten. Betriebe sollten flexibler sein und auch Teilzeitarbeitsplätze anbieten, so der AMS-Vorstand.

Von der nächsten Regierung wünscht sich Kopf eine stärkere Förderung der Kinder, damit mehr Jugendliche eine höhere Ausbildung schaffen. Weiters sollten die Lohnnebenkosten arbeitsgeberseitig im Bereich der niedrigen Einkommen gesenkt werden, aber verknüpft mit niedrigen Stundenlöhnen, sonst wäre das wieder ein Anreiz für Teilzeit. Damit könnte man die steigende Arbeitslosigkeit bei Niedrigqualifizierten bremsen.

Angesichts der wirtschaftlichen Abschwächung erwartet Kopf höhere Arbeitslosigkeit, aber auch die Beschäftigung werde steigen. Sorgen bereite ihm der zunehmende Anteil von Langzeitbeschäftigungslosen, der von knapp unter 20 Prozent auf knapp über 30 Prozent gestiegen sei.