APA - Austria Presse Agentur

Fast ein Drittel der VolksschülerInnen mit nicht-deutscher Erstsprache

Fast ein Drittel der Schülerinnen und Schüler an Volksschulen verwendet im Alltag eine andere Umgangssprache als Deutsch.

Besonders viele sind es in Wien. Allerdings zeigt eine von OGM und APA durchgeführte Datenauswertung auch einige interessante regionale Ausreißer. So weist den außerhalb Wiens höchsten Anteil die Gemeinde Kittsee im nördlichen Burgenland aus. Dort stammt fast die Hälfte der EinwohnerInnen aus der benachbarten Slowakei.

Über alle Schultypen hat zuletzt ein gutes Viertel der Schülerinnen und Schüler (26,8 Prozent) eine andere Umgangssprache als Deutsch angegeben. Die aktuellsten verfügbaren Daten stammen vom Schuljahr 2019/20. Besonders hoch ist der Anteil an den Neuen Mittelschulen (33,3 Prozent). An den Gymnasien sind es 21 und an Volksschulen 30,9 Prozent.

Dass sie alle Förderbedarf hätten oder gar kein Deutsch sprechen, lässt sich daraus freilich nicht ableiten, wie Johannes Klotz von OGM betont. Häufig bedeutet eine andere Umgangssprache nämlich auch, dass Kinder mehrsprachig aufwachsen. Denn in vielen Fällen geben Kinder Deutsch sehr wohl als zweite oder dritte Sprache an - statistisch ausgewertet wird aber nur die jeweils erste angegebene Umgangssprache.

Für dich ausgesucht

Bis zu 69 Prozent der VolksschülerInnen haben nicht Deutsch als Muttersprache

Dementsprechend geben in den zweisprachigen Gebieten Kärntens und des Burgenlands auch viele Volksschüler Slowenisch oder Kroatisch als Erstsprache an. Das betrifft etwa die kleine Kärntner Gemeinde Zell-Sele und Großwarasdorf im Burgenland, wo fast 74 beziehungsweise 69 Prozent der VolksschülerInnen nicht Deutsch als erste Umgangssprache genannt haben.

Sieht man von einzelnen Wiener Gemeindebezirken ab, dann liegt auch die Gemeinde mit dem höchsten Anteil an Volksschülern nicht-deutscher Umgangssprache im Burgenland. Ausschlaggebend ist in Kittsee die Zuwanderung aus der Slowakei, wie Bürgermeister Johannes Hornek (ÖVP) erläutert. Bratislava liegt gleich auf der anderen Seite der Grenze. Mittlerweile seien bereits

48 Prozent der EinwohnerInnen in der Gemeinde Slowaken – davon viele junge Familien mit Kindern. Kindergarten und Schule habe man daher bereits vor Jahren ausgebaut und eine Deutschförderklasse eingerichtet, betont Hornek: "Wenn das so weiter geht, werden wir mit aller Wahrscheinlichkeit wieder einen Zubau brauchen."

In anderen Gemeinden weisen die Zahlen auf die Spuren der Arbeitsmigration vergangener Jahrzehnte mit entsprechend hohem Anteil an Migranten der zweiten und dritten Generation hin, wie OGM-Experte Klotz betont – etwa in Traun, Wels, Mattighofen, Attnang-Puchheim und Ansfelden mit über 60 Prozent nicht-deutscher Erstsprache an Volksschulen.

Besonders hoch ist der Anteil in klassischen Wiener Zuwandererbezirken wie Brigittenau (84 Prozent) und Margareten (87,6 Prozent). Umgekehrt weist die Statistik auch 269 Gemeinden aus, die zwar über eine eigene Volksschule verfügen, wo aber kein einziges Kind eine andere Erstsprache als Deutsch angegeben haben.

Für dich ausgesucht

Hannes Schweiger vom Institut für Germanistik der Uni Wien plädiert daher für zusätzliche Anstrengungen, um die Unterschiede zwischen den Schulstandorten auszugleichen. Dazu zählt Schweiger mehr Spielraum für die einzelnen Schulen bei der Gestaltung der umstrittenen Deutschförderklassen, mehr muttersprachlichen Unterricht sowie zusätzliche Ressourcen und Sprachförderzentren in allen Bundesländern.

Schweiger verweist dazu auch auf Bildungsstanderhebungen, wo Kinder aus Akademikerfamilien deutlich besser abschneiden als solche aus Arbeiterhaushalten. Noch schwächere Ergebnisse erzielen Kinder mit nicht-deutscher Erstsprache ab. Erst bei Zuwanderern der zweiten Generation fällt dieser Nachteil wieder weg.

Eine Mittelzuteilung an Schulen nach einem "Sozialindex" gibt es derzeit nicht. Dazu startet im Herbst ein Pilotprojekt an 100 Schulen. Das Unterrichtsministerium verweist in Sachen Sprachförderung auf 442 Planstellen für die Deutschförderklassen. Auch die "Sommerschule" sei genutzt worden, um in der Unterrichtssprache Deutsch zu lernen.

Dementsprechend ist auch noch unklar, wie viele der zuletzt 32.500 außerordentlichen SchülerInnen in Deutschförderklassen heuer den Sprung in den Regelunterricht geschafft haben. Die entsprechenden Tests können nämlich auch noch zu Beginn des Schuljahres im Herbst abgelegt werden.