Sie sieht nämlich gar keinen Konflikt zwischen sich und Doskozil. Dieser habe einen Konflikt mit der Partei. Schließlich habe sich Doskozil aus den Gremien zurückgezogen. Irgendwann müsse man zur Kenntnis nehmen, "dass er nicht zur Mitarbeit bereit ist". Nach dem Parteitag im Juni müsse dann aber wirklich Schluss sein "mit den Ego-Trips".
Rendi-Wagner hielt ihrem burgenländischen Kontrahenten auch vor, selbst dagegen gewesen zu sein, Kinder aus dem desolaten Flüchtlingslager Moria nach Österreich zu bringen, was dieser später mit dem damaligen Wunsch nach einer europaweiten Lösung begründete. Zudem attestierte die Parteichefin dem Doskozil-Kurs Erfolglosigkeit. Die Landesparteien in Salzburg und Niederösterreich seien auf diesem unterwegs gewesen ohne klare Abgrenzung zur FPÖ: "Das schadet."
Dass sich ihre Kontrahenten nur auf eine Regierungszusammenarbeit mit Grünen und NEOS fixieren und damit die ÖVP als Partner ausschließen, lehnt Rendi-Wagner ab: "Ich halte nichts davon, noch einmal sechs Jahre in Opposition zu sein". So rosig schaue es mit einer Ampel-Mehrheit auch nicht aus, verwies sie auf das Aus der NEOS im Salzburger Landtag.
Doskozil meinte dagegen, dass die Chance auf eine Mehrheit aus SPÖ, Grünen und NEOS derzeit so groß wie nie sei. Während Rendi-Wagner und der Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler wieder die Arbeitszeit-Verkürzung ins Zentrum stellten, reihte der Landeshauptmann diese hinter den 2.000 Euro-Mindestlohn. Dass er diesen im Burgenland umgesetzt hat, betonte Doskozil mehrfach. Seine Kontrahenten grenzten sich ab, indem sie betonten, zwar ebenso für den Mindestlohn zu sein, aber nicht gesetzlich sondern von den Sozialpartnern verhandelt.
Geht es nach Doskozil, braucht die SPÖ wieder Glaubwürdigkeit. Wenn man Projekte wie den Mindestlohn oder die Anstellung pflegender Angehöriger auch umsetze und nicht nur ankündigte, werde man auch gewählt, erinnerte der Landeshauptmann an seine absolute Mehrheit. Doskozil will in die Partei wieder "Begeisterung und Selbstbewusstsein" bringen. Zerreißen werde es die SPÖ mit ihm an der Spitze nicht, beantwortete er eine entsprechende Frage.
Dass Altkanzler Christian Kern ihn unterstützt, freute Doskozil. Er will dessen wirtschafts-, finanz- und außenpolitische Expertise nutzen. Dass Kern sich als einziger der noch lebenden Regierungschefs nicht ihr angeschlossen hat, bezeichnete Rendi-Wagner wiederum als "menschliche Enttäuschung". Aktiv sprach Doskozil seine Stimmprobleme an. Könnte er mit einem Schnippen etwas an sich ändern, "dann hätte ich eine Stimme wie Caruso".
Babler betonte, dass man in der SPÖ die Polarisierung beenden müsse. Er kandidiert, weil er sich mit den Mitgliedern in einer "Dauerfrust-Situation" befunden habe. Zu gestalten gelte es "ein alternatives Gegenbild mit Herzblut und Stolz".
Die SPÖ habe sich von den Lebensrealitäten der Menschen entfernt, analysierte der Bürgermeister. In einer Generation habe sich die Partei halbiert. Sein Ziel sei, Herbert Kickl zu verhindern und jenseits von Schwarz-Blau Reformprojekte zu verwirklichen. Babler will dabei FPÖ- und Nicht-Wähler überzeugen. Während Rendi-Wagner und Doskozil explizit Tempo 100 ablehnten, befürwortet es der dritte Kandidat, wenngleich "nicht mit höchster Priorität".
Die drei Kandidaten wurden in getrennten Interviews befragt, da Doskozil eine direkte Konfrontation ablehnte. Er begründet dies damit, dass man der Öffentlichkeit kein innerparteiliches Schauspiel bieten wolle.