APA - Austria Presse Agentur

Anschlag auf Sikh-Tempel in afghanischer Hauptstadt

Ein Sikh-Tempel in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Samstag Ziel eines Terroranschlags geworden. Örtliche Medien berichteten von mehreren Explosionen im Gebiet um den Gurudwara, die Gebetsstätte der Glaubensgemeinschaft. Auch Schüsse seien zu hören gewesen. In sozialen Medien verbreitete Videoaufnahmen zeigten eine Rauchwolke, die von dem Gebäude im Stadtteil Karte Parwan aufstieg.

Afghanistans Taliban-geführtes Innenministerium bestätigte, dass das Gebiet nunmehr frei von Angreifern sei und die Situation "unter Kontrolle". Der Einsatz sei beendet, sagte ein Sprecher. Nach ersten Informationen des Ministeriums starben zwei Menschen, sieben wurden verletzt. Bisher seien zudem die Leichen von zwei Angreifern gefunden worden.

Früheren Angaben des Sprechers zufolge hatte eine Gruppe bewaffneter "Rebellen" Handgranaten eingesetzt, bevor sie den Gurudwara betreten hatten, wodurch ein Feuer ausgebrochen sei. Sicherheitskräfte der Taliban hätten dann das Gebäude umstellt. Dem Sprecher zufolge hatten die Angreifer zuvor auch versucht, eine Autobombe in einer Menschenmenge hochgehen zu lassen, doch die Detonation sei verfrüht ausgelöst worden.

Das indische Außenministerium zeigte sich "tief besorgt" über die Berichte über den Anschlag. "Wir beobachten die Situation genau und warten auf weitere Details zu den Entwicklungen", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Arindam Bagchi, in einer Erklärung.

Die kleine Sikh-Gemeinschaft ist wie andere religiöse Minderheiten immer wieder Ziel von Gewalt in Afghanistan. Zu der Attacke am Samstag bekannte sich zunächst keine Gruppierung. Bei einem Anschlag, zu dem sich die Terrormiliz IS bekannte, wurden im Jahr 2020 in einem anderen Tempel in Kabul 25 Menschen getötet.

Vor der Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban im vergangenen Jahr lebten etwa 300 Familienmitglieder der Sikh-Gemeinschaft in Afghanistan. In den 1970er Jahren waren es noch rund eine halbe Million. Seit der Machtübernahme der Taliban haben viele weitere das Land verlassen, wie Mitglieder der Gemeinschaft und Medien berichten.