APA - Austria Presse Agentur

Anschlag: Hotel Sacher ließ Restaurantgäste übernachten

Mit dem Terroralarm in der Wiener Innenstadt stand auch plötzlich das Hotel Sacher hinter der Oper mitten im Geschehen. "Das war gestern Abend eine fürchterliche und eine überkritische Situation", sagte Sacher-Chef Matthias Winkler am Dienstag zur APA. Das Restaurant in seinem Haus war in diesen letzten Stunden vor dem Corona-Lockdown, der ab heute gilt, recht gut besucht.

"Wir haben gestern sofort das Erdgeschoß von der Straße weggelagert, die Lichter abgedreht und den Gästen, die zum Essen da waren, haben wir angeboten hier zu schlafen", berichtete der Hotelchef. "Die Mitarbeiter waren auch hier und haben auch hier übernachtet." Die Unterbringung der zusätzlichen Gäste war kostenlos, wie Winkler erst auf Nachfrage dazusagte. "So haben wir versucht, es in dieser Tragödie richtig zu machen."

Letztlich waren heute Nacht fast 50 der insgesamt 152 Zimmer im Sacher belegt - "mit wenigen Hotelgästen, die sowieso im Haus waren, und vielen, die ursprünglich nur im Restaurant essen und trinken waren". Mit 40 Zimmern wurde der überwiegende Teil spontan für die zusätzlichen Gäste bereitgestellt, nur zehn Zimmer waren ohnedies gebucht.

Denn an sich war der Betrieb schon am Runterfahren für den coronabedingten November-Lockdown, der ab heute Gastro-Besuche sowie privates Übernachten im Hotel vorerst behördlich untersagt. In dieser Zeit bleibt das Sacher, wie alle anderen Hotels in Österreich, nur für Geschäftsreisende offen.

Die Wiener Hotellerie kooperierte auch mit der in Alarmbereitschaft befindlichen Exekutive. Dem Vernehmen nach haben von gestern auf heute auch Polizeikräfte in diversen Innenstadthotels übernachtet, die sonstwo nirgends untergekommen sind.

Die Hotelschließungen ab heute, die den ohnedies schon am Boden liegenden Tourismus zusätzlich schwächen, verblassen neben den jüngsten tragischen Ereignissen, sind aber ein schwerer Schlag für die Branche. Allerdings war die Verordnung absehbar. "Der zweite Lockdown hat uns insofern nicht überrascht, als wir die Infektionszahlen seit vielen Wochen steigen gesehen haben und uns war klar, dass das kommt", so Winkler. "Wir haben das in unsere Vorausschau schon eingeplant und unterstützen diese Maßnahme der Regierung."

Es sei ja auch eine finanzielle Gegenleistung zugesagt, die rasch fließen soll, sagte der Hotelier mit Blick auf die in Aussicht gestellte Umsatzentschädigung für den Monat November. Bis zu 80 Prozent des Umsatzes aus dem Vergleichsmonat des Vorjahres erhalten die Unternehmen. Laut EU-Beihilfenrecht können aber maximal 800.000 Euro ausbezahlt werden - es sind also höchstens 1 Mio. Euro von der 80-Prozent-Regelung erfasst. Größere Unternehmen haben das Nachsehen. "Hier gibt es einen limitierenden Faktor im Bemühen des Staates, das zu kompensieren", so Winkler. "Da muss man wahrscheinlich mit der EU-Kommission noch verhandeln."

Freilich wären rasche Hilfen gewünscht. Beide Seiten - Wirtschaft und Politik - strengten sich in hohem Maße an, das Richtige zu tun, betonte der Sacher-Chef. Es gebe eine enge Abstimmung und einen regen Austausch. "Auf der einen Seite gibt es eine sehr große Krise und auf der anderen Seite eine extrem unterschiedliche Betroffenheit - und dafür muss ein einheitliches Regelwerk gefunden werden." Das sei eine hochkomplexe Aufgabe, die sehr schwierig zu lösen sei. "Wenn man richtig und gesetzlich korrekt handeln will, dann gibt es keine schnelle Lösung - auf der anderen Seite steht die Wirtschaft, die eine schnelle Lösung braucht", erklärte er das Dilemma.