Steirische Apfelbauern erwarten niedrige Erntemenge

Apfelbauern fordern Unterstützung
Die steirischen Äpfel werden zwar heuer so früh wie nie geerntet, aber Menge und Entwicklung beim wichtigsten steirischen Obst machen den Verantwortlichen Sorgen.

Mit rund 59.000 Tonnen wird nur ein Drittel einer Vollernte erwartet. Gegenüber 2023 (116.000 Tonnen) hat sich die Menge halbiert. Obstbauern und Landwirtschaftskammer fordern Unterstützung bei den Investitionen in Frostberegnung sowie weniger Lohnnebenkosten. In NÖ wird eine "gute durchschnittliche Ernte" erwartet.

Die Ernte der Äpfel in der Grünen Mark hat vorige Woche um zwei Wochen früher als üblich begonnen. Das Positive trotz der Schäden durch Fröste während der Blüte: die überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden und die gut verteilten Niederschläge hätten sich ausgezeichnet auf Aroma und Inhaltsstoffe ausgewirkt, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz in der Oststeiermark, dem Hauptanbaugebiet. Erträge gibt es aber nur dort, wo die Blüten im Frühjahr die extreme April-Frostnacht überhaupt überstanden haben. 

Heimische Versorgung gesichert

"Ohne Frostschutz - in erster Linie Frostberegnung - würde die Apfelernte noch viel, viel schlechter ausfallen", analysierte die Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer, Maria Pein. Dank der deutlich geringeren Frostschäden in den anderen Bundesländern sei aber die heimische Versorgung dennoch mit rund 120.000 Tonnen weitgehend gesichert.

"Der steirische Apfelanbau steht auf des Messers Schneide, die Herausforderungen sind multiple. Aber es gibt einen entscheidenden Mutmacher - die Frostberegnung", sagte Pein. Auf den rund 400 Hektar frostberegneten Obstgärten (8 Prozent der Anbaufläche von 4.900 Hektar in der Steiermark) werden 42 Prozent oder 25.000 Tonnen der steirischen Apfelernte eingebracht. Auf 92 Prozent der Anbaufläche ohne Frostberegnung werden nur 58 Prozent oder 34.000 Tonnen Äpfel geerntet.

Klimawandel spürbar

Laut den Verantwortlichen müsse die Abwärtsentwicklung des steirischen Obstbaus gestoppt werden. Als wirksamster und umweltverträglicher Frostschutz habe sich die Frostberegnung herauskristallisiert. Doch der Bau von Speicherbecken und Beregnungsanlagen verursache extrem hohe Investitionskosten, die sich viele Betriebe wegen der wirtschaftlich schlechten Zeiten kaum noch leisten könnten. "Im Sinne der Klimawandel-Anpassung ist es dringendst notwendig, solche richtungsweisenden Investitionen stark aus öffentlichen Mitteln zu unterstützen", sagte Pein. Auch gehe es darum, Lohnnebenkosten für Landwirte zu senken und die Schutzmaßnahmen gegen invasive Obstschädlinge zu stärken.

Zum Vergleich der Erntemengen: 2011 gab es mit rund 195.000 Tonnen die historisch größte Ernte, wenngleich bei größerer Anbaufläche. 2022 bzw. 2023 waren es noch 151.000 Tonnen bzw. 116.000 Tonnen. Rund 75 Prozent der Apfelanbaufläche liegen in der Steiermark. In Österreich gesamt sind es 6.500 Hektar. Im Land an Mur und Mürz sind rund 950 Apfelbau-Betriebe tätig, in Österreich rund 1.600 Betriebe.

Rund 110.000 Tonnen Äpfel werden zur Inlandsversorgung benötigt. Heuer stehen somit 10.000 Tonnen Äpfel (aus Gesamtösterreich) potenziell für den Export zur Verfügung. Der Inlandsmarktanteil in Österreich bei Äpfeln beträgt rund 90 Prozent. Zu den Lagerbeständen hieß es, mit Ende Juli waren es bereits 9.000 Tonnen, diese seien mittlerweile weitgehend abverkauft. Die größten Mengen werden von März bis Mai verkauft. In dieser Zeit werden monatlich etwa bis zu 17.000 Tonnen an den Lebensmittelhandel geliefert. Bis März und nach dem Mai sind es weniger. Im Schnitt gehen pro Monat rund 10.000 bis 15.000 Tonnen steirische Äpfel an die Konsumenten. Das heißt laut LWK: Wenn die neue Ernte beginnt, werden die letzten Äpfel der vorangegangenen verkauft. Ein Apfel aus Österreich legt im Schnitt einen Transportweg von 150 Kilometern bis zum Kunden zurück. Im Vergleich dazu hat einer aus Neuseeland einen Transportweg von rund 19.000 Kilometern hinter sich, wenn er ins Regal gelegt wird.

Der Pro-Kopf-Verbrauch lag zuletzt im Schnitt zwischen 18 und 19 Kilogramm Äpfel (inklusive Apfel-basierte Getränke usw.). Das sind 114 Stück Äpfel für jeden Österreicher pro Jahr. Damit ist der Apfel das beliebteste Obst der Republik. Die Hauptsorten der Steiermark sind Golden Delicious (25 Prozent), Gala (30 Prozent), Elstar und Braeburn (je 5 Prozent), Evelina (10 Prozent) sowie Jonagold und Fuji und die steirische Sorte Kronprinz Rudolf.

In Niederösterreich erwartet Wolfgang Lukas, Geschäftsführer des Landesobstbauverbandes, eine "gut durchschnittliche" Apfelernte von hoher Qualität, die in diesen Tagen beginne bzw. begonnen habe. Durchschnittlich seien 20.000 bis 30.000 Kilo pro Hektar zu erwarten. Bei vorangegangenen Frostereignissen könnten es freilich auch nur zehn Tonnen sein. Von 800 bis 850 Hektar Anbaugebiet für Kernobst entfielen etwa 100 Hektar auf Birnen, der Rest auf Äpfel. "Relativ stolz" mache, dass an die 45 Prozent der Apfelfläche im Land auf Biobewirtschaftung entfielen.

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