APA - Austria Presse Agentur

App soll Direktoren bei Entscheidung über Schulreife helfen

Ob Kinder ihre Schulkarriere als Vorschüler beginnen, hängt stark vom Wohnort ab: Zuletzt wurde im Burgenland nur einem einzigen Kind mangelnde Schulreife attestiert, in Vorarlberg waren es hingegen 16 Prozent. Bei der nächsten Schuleinschreibung im Frühjahr 2020 sollen deshalb erstmals einheitliche Kriterien für die Schulreife gelten, eine App soll den Direktoren bei der Entscheidung helfen.

Seit vergangenem Jahr laufen die Tests mit dem von den Unis Wien und Graz entwickelten Screening, bei dem spielerisch abgetestet wird, ob die Fünf- bis Sechsjährigen schon die für den Schulbesuch notwendigen Vorläuferfähigkeiten beherrschen. Aufgebaut ist die App rund um die freundliche Koboldin "Poldi" wie ein Computerspiel, in dem die Kinder Aufgaben lösen sollen. Der Test soll etwa Aufschluss darüber geben, ob diese schon mit Sprachlauten umgehen können, ein altersgemäßes Verständnis von Mengen und ein basales Wissen über Zahlen und Schrift haben und wie es etwa um ihre Schreibbewegungen und Gedächtnisfunktionen bestellt ist.

20 Minuten soll das Screening dauern, an dessen Ende eine Empfehlung steht, ob das Kind vermutlich dem Unterricht ohne zusätzliche Unterstützung folgen kann. Zusätzlich sollen Direktoren oder Lehrer bei der Schuleinschreibung wie schon bisher motorische oder soziale Fähigkeiten überprüfen. "Die Letztentscheidung, ob das Kind aufgrund seines Sozialverhaltens schulreif ist, treffen die Pädagogen", wird im Ministerium gegenüber der APA betont. "Aber die Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass die Feststellung vom Neusiedlersee bis zum Bodensee nach einheitlichen Kriterien erfolgt." Wird ein Kind als nicht schulreif eingestuft, wird es nach dem Vorschullehrplan unterrichtet - das kann entweder in einer eigenen Vorschulklasse oder im Rahmen der normalen 1. Klasse passieren. Das Kind kann allerdings jederzeit "umgestuft" werden.

Bei der nächsten Schuleinschreibung Anfang 2020 ist der Einsatz der App noch freiwillig, ab Frühjahr 2021 müssen die Direktoren dann auf das Testtool zurückgreifen - wobei Direktoren, die keine App nutzen wollen oder - mangels Endgerät - können, auch eine Papierversion einsetzen können. An der Testversion, die von den Schulen schon jetzt freiwillig eingesetzt werden kann, kommt indes Kritik aus der Praxis, berichtet die "Kleine Zeitung" am Mittwoch. Mit der App würden nur Defizite gemessen und keine Potenziale, die Aufgaben seien zu schwierig.

Für das Bildungsministerium ist die Kritik "in dieser Schärfe nicht nachvollziehbar": Man sei noch in der Pilotphase mit freiwilliger Anwendung. Sollte sich dabei zeigen, dass inhaltliche Weiterentwicklungen notwendig seien, werde man das selbstverständlich tun. Strikt zurückgewiesen wird hingegen der Vorwurf der Defizitorientierung: Schon jetzt würden die Schulleiter bei der Einschreibung feststellen, ob Kinder auf Basis der sogenannten Vorläuferfähigkeiten schulreif sind. Mit der App stelle man diesen lediglich ein Instrumentarium zur Verfügung. Damit wolle man außerdem niemanden stigmatisieren, sondern feststellen, wo es Förderbedarf gibt und wie die Kinder bei Schulbeginn bzw. womöglich noch im Vorfeld im Kindergarten unterstützt werden können.