APA - Austria Presse Agentur

Arbeiten von Bernd Reiter im Kunstforum Wien zu sehen

Zurückhaltung liegt nicht im Wesen von Bernd Reiter. Die Arbeiten aus seiner neuen Ausstellung "Macht", die bis 16. September im Kunstforum Wien zu sehen ist, sind teilweise riesig und bestehen aus ungewöhnlichem Material. Mit Installationen wie einem sowjetischen Abfangjäger, der auf einen Cadillac gestürzt ist, will der deutsche Künstler aufzeigen, wo auf der Welt die Macht zu Hause ist.

Das Original des sowjetisch-amerikanischen Crashs gibt es aufgrund der enormen Größe allerdings nicht im Kunstforum zu sehen. Allein ein Rettungsboot, das - so wie Flugzeug und Auto auch - mit Bildschirmen übersät ist, hat es aus der Installation "Ironie des Schicksals" nach Wien geschafft, ebenfalls einige Bilder und Materialteile des Originals. Auf den Bildschirmen werden Videos aus dem Syrienkrieg ebenso wie von russischen und amerikanischen Präsidenten gezeigt, eine Warnung vor einem zweiten Kalten Krieg. Und eine Erinnerung an den "Stellvertreterkrieg" der beiden Länder in Syrien, der noch immer andauert. "Vor Corona hörte man noch ständig davon", meinte der Künstler beim Presserundgang vor der Vernissage am Donnerstag.

Über seine Arbeiten sagte er: "Sie sollen leicht zu verstehen sein." Ein guter Ansatz, geht es Reiter doch darum, Missstände aufzuzeigen und Menschen zum Denken und Handeln anzuregen. Die Themen, die sich der Künstler dazu gewählt hat - der Syrienkrieg, Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, die Unsicherheit in der digitalen Welt - sind allesamt hochaktuell und vieldiskutiert, wirken in ihrer Gesamtheit deshalb aber recht offensichtlich. Die Kreativität steckt bei Reiter vielmehr in der Umsetzung.

Kurator Manfred Möller vom Verlag Edition Minerva, der die Ausstellung organisierte, nahm sich im Kunstforum für wenige Installationen viel Platz. "Ironie des Schicksals" und "(schein)heilig", das den Kindesmissbrauch der Kirche anprangert, nehmen, zählt man Installation und dazugehörige Bilder zusammen, gleich mehrere Räume ein.

Reiter, der neben der Kunst als Immobilienunternehmer tätig ist, scheute für "Macht" keine Kosten. Zu "(schein)heilig" erzählte er: "Vor zwölf Jahren habe ich eine von Gottfried Böhm gebaute Kirche gekauft." Die sei mittlerweile nicht mehr in seinem Besitz, die Kirchenbänke fanden in seinem Werk jedoch Verwendung. Das Holz einiger dieser Bänke wurde zu einem rund sechs Meter hohen, einen Sakralbau symbolisierenden Gebilde aufgetürmt. Auch hier setzt Reiter auf Bildschirme und zeigt Bilder mit Kirchenbezug, unter anderem von "guten und bösen Bischöfen". Die Kirche scheint sich mit der Provokation abgefunden zu haben: Auf den ganz gebliebenen Kirchenbänken unter der Installation fand während einer Ausstellung in Venedig 2019 eine Bischofssitzung statt.

Auf Reiter folgt übrigens Richter: Als erste eigene Kunstforums-Schau im Herbst wird ab Anfang Oktober mit "Gerhard Richter: Landschaft" einer der Superstars der zeitgenössischen Kunst gezeigt.

(S E R V I C E - "Macht" von Bernd Reiter, Ausstellung im Kunstforum Wien, bis 16. September. Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr. www.kunstforumwien.at)