APA - Austria Presse Agentur

Arbeiterkammer will 200 Euro Zuschuss für Distance Learning

Für viele Familien waren auch die zweiten coronabedingten Schulschließungen eine große psychische und finanzielle Belastung, zeigt eine Erhebung des SORA Instituts für die Arbeiterkammer (AK). Um den finanziellen Mehraufwand abzufedern, sollten einmalig 200 Euro Bonus zur Familienbeihilfe für jeden Schüler und 200 Euro pro Lehrer ausgezahlt werden, forderte AK-Präsidentin Renate Anderl am Montag bei einer Pressekonferenz. Insgesamt würde das rund 270 Mio. Euro kosten.

Ob Eltern ihre Kinder beim Lernen unterstützen oder Lernhilfe zukaufen können, bestimmt in Österreich die Bildungskarriere wesentlich mit. "Während des Lockdowns hat sich diese Situation noch einmal verschärft", sagte Anderl. Ob Eltern ihren Kindern beim Lernstoff helfen können oder das Geld haben, um kurzfristig einen Laptop zu kaufen und so die Teilnahme am Distance Learning zu ermöglichen, habe wesentlich die Lernchancen der Kinder beeinflusst, verwies sie auf die Ergebnisse der Sondererhebung zum regelmäßig durchgeführten Schulbarometer der AK, für das während des zweiten Lockdown im Dezember 1.662 Eltern mit 3.384 Schulkindern befragt wurden.

Je kürzer die Bildungskarriere der Eltern, umso schlechter sind die Kinder der Befragung zufolge mit Distance Learning zurechtgekommen. Insgesamt haben sich sechs von zehn Eltern während des zweiten Lockdown massiv unter Druck gesehen, Beruf und Fernunterricht unter einen Hut zu bekommen. Bei jedem dritten Kind hat sich der Befragung zufolge die psychische Gesundheit in dieser Zeit verschlechtert: Zwar litten den Studienergebnissen zufolge weniger Kinder an Ängsten als im ersten Lockdown im Frühjahr, aber jedes zweite Kind war nach Angaben der Eltern einsamer und gereizter. Dementsprechend schlechter seien auch die Lernvoraussetzungen.

Dazu kam, dass jedes zweite Kind in dieser Zeit keinen Austausch mit seinen Mitschülern hatte. Die Eltern hätten versucht, es alleine zu schaffen und das habe sie belastet, so AK-Bildungsexpertin Elke Larcher. Weiteres Erschwernis war die finanzielle Belastung: Zwei Drittel der befragten Familien hatten laut Befragung durch die Umstellung auf Fernunterricht Mehrausgaben etwa für Laptops, Drucker, Bücher oder andere Lernmaterialien. 307 Euro waren es im Schnitt - je älter die Schüler, umso höher waren die Ausgaben.

Anderl forderte angesichts dieser Ergebnisse, dass die kommenden Ferien für Schritte genutzt werden müssen, um das restliche Schuljahr solide zu planen. "Das permanente Schule auf - Schule zu muss endlich beendet werden." Ein weiterer Schul-Lockdown wäre für Schüler, Lehrer und Eltern "in Wirklichkeit eine Katastrophe". Es brauche nun an den Schulen Konzepte, um sicheren Unterricht im verbleibenden Schuljahr zu garantieren. Sie nannte etwa die Nutzung alternativer Lernorte, ausreichend Masken für Lehrer und die Möglichkeit rascher Tests an jeder Schule für Schüler sowie Lehrer. Die Abhaltung von Tests für Lehrer und Schüler am 7. und 8. Jänner sieht sie indes skeptisch. "Jeder einzelne Tag, an dem Kinder nicht in die Schulen gehen können, ist tatsächlich ein verlorener Tag. Wir wissen jetzt schon, dass es massive Defizite gibt."

Um eben diese Defizite ausgleichen zu können, sollen die Schulen flexibel Fördermaßnahmen wie etwa zusätzliche Förderkurse zur Verfügung stellen können, betonte AK-Bildungsexpertin Larcher. "Wir wünschen uns für die Schulen genauso unbürokratische Unterstützungssysteme wie das in anderen Bereichen möglich ist." Mittelfristig brauche es einen Chancenindex für Schulen mit vielen Kindern aus benachteiligten Familien, so Anderl. Sondermittel für 100 Brennpunktschulen, wie von der Bundesregierung in einem Pilotprojekt vorgesehen, seien allerdings viel zu wenig. Sie forderte ein Ausweitung auf 500 Schulen.