APA - Austria Presse Agentur

Architekturbiennale Venedig nimmt Afrika in den Fokus

Der Präsident der Biennale von Venedig, Roberto Cicutto, hat am Dienstag die 18. Internationale Architekturbiennale vorgestellt. Das Motto der weltweit wichtigsten Präsentation zur Baukunst, die vom 20. Mai bis zum 26. November stattfindet, lautet "The Laboratory of the Future". Kuratorin ist dabei die ghanaisch-schottische Architektin Lesley Lokko, die 1964 in Schottland geboren wurde und in Ghana aufwuchs.

Sie ist die bisher vierte weibliche Kuratorin in der rund 40-jährigen Geschichte der Biennale und bezeichnet sich selbst als "Vertreterin des jüngsten Kontinents der Welt". Während der letzten Architektur-Biennale war sie Mitglied der Internationalen Jury.

"Das Labor der Zukunft" ist in sechs Sektionen gegliedert. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt bei 43 Jahren. Fast die Hälfte der Architekten kommen aus individuell geführten Büros oder aus Büros mit maximal fünf Personen. Eine Fachjury vergibt den Goldene Löwen für den besten nationalen Beitrag und für den besten Teilnehmer der internationalen Schau.

Afrika steht bei der Architekturbiennale 2023 im Vordergrund. "Afrika ist das Labor der Zukunft. Wir sind der jüngste Kontinent der Welt, der Kontinent, der sich am schnellsten urbanisiert", begründete Kuratorin Lokko ihr Programm, das sich auf ihren Heimatkontinent konzentriert. "Dieses rasche und weitgehend ungeplante Wachstum geht im Allgemeinen auf Kosten der lokalen Umwelt und der Ökosysteme, wodurch wir sowohl auf regionaler als auch auf planetarischer Ebene zu den Hauptverursachern des Klimawandels gehören", sagte Lokko.

Auch das Thema der Technologie und der Minderheiten steht im Fokus. "Hier in Europa sprechen wir über Minderheiten und Vielfalt, aber in Wahrheit sind die Minderheiten des Westens die globale Mehrheit: Vielfalt ist unsere Norm", sagte Biennale-Präsident Cicutto.

Das Programm wird durch "Carnival" bereichert, einer Reihe von Treffen, Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Filmen und Aufführungen. "Der Karneval ist als Raum der Befreiung, aber auch der Unterhaltung konzipiert und bietet einen Ort, an dem Worte, Perspektiven und Meinungen ausgetauscht und analysiert werden", erklärte Lesley Lokko.

63 nationale Pavillons sind in den Giardini, im Arsenale und im historischen Zentrum von Venedig geplant. Niger nimmt zum ersten Mal an der Veranstaltung teil. Der Vatikan wird wieder dabei sein. Das Dikasterium für Kultur und Bildung war bereits 2018 an der Architekturbiennale beteiligt. Laut Kardinal José Tolentino de Mendonça, den Präfekten des Dikasteriums, entspricht diese Präsenz dem Wunsch der katholischen Kirche, nicht nur der Welt der Architektur, sondern der Kunst im Allgemeinen nahe zu sein. Der Pavillon des Vatikans wird sich mit dem Thema der sozialen Freundschaft befassen.

Und auch Österreich ist selbstredend wieder mit von der Partie. Das Architekturkollektiv AKT und Architekt Hermann Czech (86) konzipieren den Österreichbeitrag in einer generationenübergreifenden Kollaboration. Insgesamt waren im Zuge der Ausschreibung 18 Bewerbungen eingegangen. Im Zentrum des architektonischen Eingriffes sollen die Gegensätze zwischen "öffentlich/privat", "zugänglich/nicht zugänglich" und "gemeinschaftlich/individuell" stehen. Der Beitrag soll "ein gesellschaftlich wirksamer temporärer Umbau" des Länderpavillons sein, an dem zuletzt allerdings mangels behördlicher Genehmigung Umplanungen notwendig wurden.