Architekturzentrum Wien: Finanzsorgen, Tourismus und Auböck

Az W-Chefin Angelika Fitz stellte das Programm 2024 vor
Das Architekturzentrum Wien (Az W) kämpft nach wie vor mit monetären Herausforderungen. "Für uns wird es ein bisschen enger, aber wir werden nicht nachlassen", skizzierte Vorstandspräsident Hannes Swoboda am Montag die Ausgangslage für das Ausstellungsjahr 2024. Dieses widmet sich u.a. dem Thema Tourismus und der Designerikone Carl Auböck. Außerdem steht die Sanierung des Depots in Möllersdorf an, wie Direktorin Angelika Fitz ankündigte.

Abgesichert ist die zukünftige Finanzierung von Programm und Betrieb indes noch nicht. Az W-Geschäftsführerin Karin Lux sprach gar von einem "Kipppunkt". In den vergangenen Jahren hätten Nicht-Erhöhungen von Förderungen und zuletzt vor allem die Teuerung zu einem Delta von gut einer halben Million Euro geführt, rechnete sie vor. Aktuelle belaufe sich das Budget auf etwa 3,4 Millionen Euro. "Wir brauchen aber rund vier Millionen, um das Programm in dieser Art weitermachen zu können", konkretisierte Lux in Richtung Bund und Stadt Wien gegenüber der APA. Dabei sei man durchaus in der Lage, eine Million Euro selbst zu erwirtschaften. Zwei Millionen wünscht man sich von der Stadt (derzeit 1,75 Mio.), eine Million vom Bund (derzeit 650.000 Euro).

Immerhin habe der diesjährige Teuerungszuschuss aus dem Rathaus in Höhe von circa 250.000 Euro ein wenig zur Linderung der angespannten Situation beigetragen, vergaß Lux nicht zu erwähnen. Aber das reiche eben nicht. Werde dem Mehrbedarf in absehbarer Zeit nicht Rechnung getragen, müsse man reagieren - wohl mit Entlassungen und Kürzungen beim Programm. Gute Nachrichten gibt es immerhin in Sachen Publikumszuspruch. Mit rund 60.000 Besucherinnen und Besuchern im ablaufenden Jubiläumsjahr, in dem das Az W sein 30-jähriges Bestehen feierte, liege man nun wieder auf Vor-Corona-Niveau, freute sich die Geschäftsführerin.

Das Az W zeigt sich jedenfalls kämpferisch - auch inhaltlich. "Architektur trägt eine Mitverantwortung für die Zukunft", umriss Fitz den hauseigenen Leitgedanken. "Wir wollen neuralgische Debatten aufmachen" und sowohl kritische Bestandsaufnahmen als auch positive Handlungsoptionen bieten.

Als "geradezu paradigmatisch für diesen Ansatz" steht laut Chefin die erste Ausstellung 2024. "Über Tourismus" zeigt ab 21. März einerseits die Schattenseiten der immer größeren Reiselust in Form von groben Eingriffen in die (gebaute) Umwelt oder der Verdrängung der lokalen Bevölkerung durch steigende Bodenpreise, präsentiert aber andererseits auch Initiativen, die einen sorgsamen Umgang mit der Natur, der Anrainerschaft oder eine klimagerechte Mobilität pflegen.

Ab 5. September widmet man sich dann Carl Auböck. Nicht nur, dass das Az W gerade mit der Übernahme des Nachlasses der 1993 verstorbenen heimischen Architektur- und Designgröße beschäftigt ist, jährt sich im kommenden Jahr zudem noch der 100. Geburtstag Auböcks. Schon der Titel "Vom Besteck zum Fertigteilhaus" weist auf die Bandbreite seiner Entwürfe hin, die vom Esswerkzeug über Skimode und Taschenrechner bis zu Wohnhausanlagen reicht. In die Schau eingebettet ist das eigens dafür erfundene Format "Living Archive", sagte Fitz. Dabei kann man dem Sammlungsteam quasi live bei der Nachlassforschung über die Schulter schauen.

Mit 3. Oktober startet dann die biennal stattfindende und äußerst publikumsträchtige Ausstellung "Europas beste Bauten". Dabei werden seitens der Europäischen Union ausgezeichnete zeitgenössische Projekte auch abseits ikonischer Bauten vorgestellt.

Abgesehen vom Ausstellungsprogramm, ist das Architekturzentrum vor allem noch mit der Sanierung des Sammlungsdepots im niederösterreichischen Möllersdorf beschäftigt. Durch die Zusammenlegung der bisher drei Hallen - notwendig durch eine Umstrukturierung des früheren Industrieareals - werde die Archivierung und Bearbeitung der Materialien erleichtert, hieß es. 2.800 Quadratmeter Grundfläche und Lagermöglichkeiten von bis zu sechs Metern Höhe stehen dann zur Verfügung. Nicht nur, dass das Vorhaben finanziell großzügig durch den privaten Eigentümer unterstützt werde, ergebe sich durch die Adaptierung eine Einsparung des Energieverbrauchs von 82 Prozent im Vergleich zu jetzt, erklärte Lux.

(S E R V I C E - https://www.azw.at/)

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