APA - Austria Presse Agentur

Arik Brauer erhielt ersten Fritz-Csoklich-Demokratiepreis

Der Künstler Arik Brauer (90) wurde Montagabend mit dem Fritz-Csoklich-Demokratiepreis der Styria Media Group ausgezeichnet. Der Maler und Sänger, der als einer der wichtigsten Vertreter der Wiener Schule des "Phantastischen Realismus" gilt, wurde bei der Verleihung im Jüdischen Museum in Wien als gesellschaftlicher Brückenbauer und begnadeter Erzähler gewürdigt.

Brauer hielt dabei ein flammendes Plädoyer für Demokratie und Menschlichkeit. Die Demokratie sei immer gefährdet, es gebe dafür in der Natur kein Vorbild, der Mensch habe sie erfinden müssen, um die in der Natur selbstverständliche und arterhaltende Eigenschaft des Egoismus überwinden zu können. "Wir verteidigen unsere Machtpositionen nicht wie Ziegenböcke mit Beinen und Hörnern und Muskeln im Genick, sondern mit Atombomben. Und so haben wir die Demokratie erfunden", sagte Brauer. Der laut Eigendefinition "berufliche Wunschdenker" plädierte für eine "Weltdemokratie", nur dann könnten die Menschen zufrieden leben.

Brauer sei ein begnadeter Erzähler, der mit seinen Bildern und Liedern aus allem eine Geschichte machen kann, begründete die Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler im Namen der Jury die Entscheidung. Brauer "singt von Einbeinigen, die auf der Kellerstiege Spiritus trinken, und von der zahnlosen Spinnerin, die den NS-Terror überlebt hat. Er malt den Brudermord, den Marsch der Juden durch die Wüste - und seinen Vater, der allein im Schnee steht, eine blaue Decke um die Schulter gewickelt, die ihm damals ein österreichischer SS-Mann reichte. Alte Mythen und moderne Katastrophen, öffentliche Ereignisse und private Momente - von all dem erzählt Arik Brauer mit unverwechselbarer Stimme". Und im Gedenkjahr 2018 habe Brauer mit prägnanten Aussagen bei verschiedenen Veranstaltungen den Bogen von seiner Familiengeschichte zur heutigen Zeit gespannt.

Ex-Bundespräsident Heinz Fischer betonte in seiner Laudatio auf Brauer, dass dieser es in Bezug auf die Zeit des NS-Terrors zwischen 1938 und 1945 mit dem Leitsatz "verzeihen ja, aber nicht vergessen" halte. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hob hervor, dass Brauer seine persönliche Lebensgeschichte in den Dienst der Demokratie gestellt habe und ein "wichtiger Mahner, aber vor allem Brückenbauer" sei. Seine Reden hätten zur Diskussion herausgefordert, und das benötige die Demokratie. Demokratie werde schließlich nicht nur im Parlament gelebt, Haltung sollte alle in Österreich angehen, so Sobotka.

Der von der Styria Media Group ("Kleine Zeitung", "Die Presse") gestiftete Preis wurde heuer anlässlich des 90. Geburtstags des legendären "Kleine"-Chefredakteurs Fritz Csoklich, der die Bundesländerzeitung von 1960 bis 1994 leitete und vor zehn Jahren starb, erstmals vergeben. Csoklich habe mit kämpferischer Freiheitsliebe und unmissverständlicher, demokratischer und toleranter Geisteshaltung die Idee einer Massenzeitung mit geistigem Profil verfolgt, erklärte "Kleine"-Chefredakteur Hubert Patterer.

Laut Styria-Vorstandschef Markus Mair wolle man mit dem Preis nicht nur Csoklichs Wirken würdigen, sondern vor dem Hintergrund zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung einen positiven Impuls setzen. "Demokratische Werte, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Demokratiebereitschaft, Aufklärung und Bildung müssen uneingeschränkt auch das Fundament der Zukunft sein."