APA - Austria Presse Agentur

Ars Electronica und Brucknerfest: Abschluss und Anfang

Mit wenigen Stunden Abstand begann in Linz am Sonntag nach dem Abschluss der Ars Electronica das diesjährige Internationale Brucknerfest. Auf das Klavierkonzert "Piano Music meets Digital Images" am Sonntagmittag in der neuen Kepler Hall der Johannes Kepler Universität, folgte am frühen Abend im Linzer Brucknerhaus das Eröffnungskonzert des Brucknerfestes mit Brahms und Bruckner.

Mit Klaviermusik zu zwei und vier Händen verabschiedete sich das Ars Electronica Festival mit den beiden Pianisten Maki Namekawa und Dennis Russell Davies. Sie arbeiten seit sieben Jahren mit dem Medien- und Visualisierungskünstler Cori O'Lan zusammen. Seine digitalen Video-Echtzeiten zu Klaviermusik von Beethoven, John Cage, Philip Glass und Antonin Dvorak zeigten sich humorvoll, aber farblich zurückhaltend, in der Elegie von Glass auch düster, nicht erstrebenswert. Besonderes Interesse weckte in der Suite for Toy Piano von John Cage das "Klavier" in Kindergarten-Größe, das Maki Namekawa gekonnt eingesetzt hat. Sie war auch in den weiteren Stücken die heitere Partnerin ihres Mannes Russell Davies an der linken Seite des Steinway. Die Digital Images, mit denen Cori O'Lan in Echtzeit die Klaviermusik illustrierte, ließen freilich seine fröhlichen Arbeiten in den vergangenen Jahren vermissen. Auch die quallenartigen Wesen der Digitals von Gregor Woschitz (zu Kurt Schwertsiks heiterer Musik) wirkten ein wenig konträr zu den spritzigen Klängen.

Das zweite Konzert des Tages fügte sich personell zum ersten: Der Nachfolger von Dennis Russell Davies als Chefdirigent des Bruckner Orchesters und als Opernchef, Markus Poschner, stand am Abend am Pult des Linzer Bruckner Orchesters. Poschner sprach nach dem mit Standing Ovations quittierten Eröffnungskonzert von einem "bewegenden Moment". Das Bruckner Orchester und er, so Poschner, haben - Corona bedingt - im Brucknerhaus zuletzt vor einem halben Jahr gespielt. "Wir haben Sie sehr vermisst", so der beliebte Chefdirigent zum Publikum. Dann holte Poschner die Cellistin Susanne Lehner in den Vordergrund des Podiums: Sie war 36 Jahre Mitglied im Bruckner Orchester und ging nun in Pension. Der Applaus von Orchester, Poschner und Publikum begleitete sie in den neuen Lebensabschnitt.

Auf dem Programm des Eröffnungskonzerts zum Brucknerfest 2020 standen Symphonien von einstigen Konkurrenten: die Sinfonie Nr. 3 F-Dur von Johannes Brahms und Anton Bruckners Sinfonie Nr. 6 A-Dur. Beide Werke gehören ja nicht zu den vom Konzertpublikum bevorzugten Sinfonien der beiden. Sie eröffneten jedoch den im Brucknerfest programmierten Brahms-Bruckner-Zyklus. Dabei werden die vier Brahms-Sinfonien jeweils zu einer Bruckner-Sinfonie programmiert.

Die "Dritte" von Brahms kann ihren ernsten Charakter nicht leugnen. Ruhig, elegisch und melancholisch geben sich die Sätze weithin. Orchestrale Ausbrüche sind an einer Hand abzuzählen. Erst das Finale riskiert einen klanglichen Ausbruch - der Ausklang allerdings mündet in friedvoller Ruhe. Da gibt sich Bruckner in seiner "Sechsten" kämpferischer. Die Sinfonie sprüht von musikalischen Auseinandersetzungen zwischen Streichern und Blechbläsern. Das orchestrale "Holz" vermittelt mit lieblichen und innigen Klängen. Und wo bei Brahms das Finale im Nichts verlöscht, gipfelt es bei Bruckner - man kennt das inzwischen besonders in Linz - in einer Blech-, Holz-, Streicher-Klangwolke. Markus Poschner leitete die Aufführung mit seiner für ihn schon typischen mitreißenden Art, klar strukturiert und den Schöpfern und Instrumentalisten verbunden. Diese zeigten sich hoch motiviert. Man hofft auf einen Erhalt der konzertanten Möglichkeiten. Erstmals am ersten Pult der Streicher des BOL der neue erste Konzertmeister Dimitriy Isakov (34) aus Taschkent in Usbekistan.