APA - Austria Presse Agentur

AstraZeneca-Impfstoff schützt wenig vor Südafrika-Variante

Südafrika hat seine Covid-19-Impfkampagne mit der Vakzine von AstraZeneca ausgesetzt.

Der Grund dafür ist im New England Journal of Medicine erschienen: Die Schutzrate gegen milde bis moderate Erkrankungen durch die südafrikanische Variante von SARS-CoV-2 (B.1351) beträgt offenbar nur 10,4 Prozent. Dies ist ganz abseits der Diskussion in Europa über potenzielle thromboembolische Nebenwirkungen der Vakzine.

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Keine schützende Wirkung vor B.1.351-Variante

Während in Europa, vor allem in Großbritannien, bereits viele Millionen Dosen von ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) verimpft worden sind, könnte sich neben der Frage seltener Nebenwirkungen noch eine andere Problematik bei der Vakzine aufbauen.

"Ein Zwei-Dosis-Regime des ChAdOx1 nCoV-19-Impfstoffs zeigte keine schützende Wirkung gegen milde bis moderate Covid-19-Erkrankungen durch die B.1.351-Variante", schrieben jetzt Shabir Madhi (Universität Johannesburg) und die südafrikanischen Co-Autoren der Studie im angesehensten medizinischen Fachjournal der Welt (New England Journal of Medicine, 16. März).

Bisher war in der öffentlichen Diskussion zumeist von einem nur teilweisen Schutz vor B.1351 durch diesen Impfstoff die Rede. Die Realität bei der Vakzine, auf der ein wesentlicher Teil der Impfstrategien von Österreich und vielen anderen Ländern aufbaut, scheint aber problematischer zu sein.

Das Auftauchen der südafrikanischen SARS-CoV-2-Variante hat in Österreich in Tirol bereits vor Wochen für Schlagzeilen gesorgt.

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Studie mit 2.026 ProbandInnen

Die WissenschafterInnen hatten zwischen 24. Juni und 9. November vergangenen Jahres im Rahmen einer Studie der Phasen I/II 2.026 HIV-negative ProbandInnen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren in die Studie aufgenommen.

Das mittlere Alter betrug 30 Jahre. 1.010 der Personen erhielt zumindest eine Dosis Placebo, 1.011 TeilnehmerInnen bekamen zumindest eine Dosis der Vektor-Vakzine.

Die Ergebnisse sind ziemlich problematisch, wenn man in Betracht zieht, dass die südafrikanische Variante des Covid-19-Erregers in Zukunft im ungünstigen Fall weltweit größere Verbreitung finden könnte.

"In der primären Analyse entwickelten 23 von 717 der Personen, die das Placebo erhalten hatten, eine milde bis moderate Covid-19-Erkrankung (3,2 Prozent), ebenso 19 von 750 Vakzine-Empfängern (2,5 Prozent). Das entsprach einer Effektivität von 21,9 Prozent", heißt es im "New England Journal of Medicine".

Allerdings, von den 42 StudienteilnehmerInnen, die Covid-19 entwickelten, erkrankten 39 oder 92,9 Prozent durch die südafrikanische B.1351-Virus-Variante. "Die Vakzine-Effektivität gegen diese Variante (...) betrug 10,4 Prozent", stellten die WissenschafterInnen fest.

"Die südafrikanische Variante B.1.351 bereitet (neben der brasilianischen Linie P.1.) derzeit die größten Sorgen. Sie besitzt nicht nur (wie die britische Variante B.1.1.7) die Mutation N501Y, die die Bindung am ACE2-Rezeptor verstärkt und damit die Infektiosität erhöht.

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Zugriff auf Antikörper wird erschwert

Zwei weitere Mutationen in der Rezeptorbindungsstelle, E484K und K417N, scheinen auch den Zugriff der Antikörper zu erschweren, die bei der Impfung erzeugt werden. Dieses 'Immunescape' (Ausweichen gegenüber dem Immunsystem; Anm.) könnte bei der Variante B.1.351 noch durch fünf weitere Mutationen (...) des S-Gens verstärkt werden.

Denn diese Mutationen verändern die Spitze des Spikeproteins, die ein wichtiger Angriffspunkt für neutralisierende Antikörper sind", hieß es dazu am Mittwoch im "Deutschen Ärzteblatt".

Die Frage ist, wie die Effekte der AstraZeneca-Vakzine auf schwere Verlaufsformen von Covid-19 durch die südafrikanische Virusvariante sind.

"Der Experte verweist darauf, dass alle 42 Erkrankungen bei den jungen Erwachsenen, die kaum Komorbiditäten (andere Erkrankungen; Anm.) aufwiesen (außer dass 19 Prozent adipös waren), milde ausfielen. Kein Patient musste hospitalisiert oder gar beatmet werden. Die Studie schließe damit nicht aus, dass ältere komorbide Patienten durch AZD1222 vor einer schweren Erkrankung geschützt werden könnten", schrieb das Deutsche Ärzteblatt weiter.