APA - Austria Presse Agentur

AT&S investiert bis zu 120 Mio. Euro in Leobener Stammwerk

Der Leiterplattenhersteller und Technologiekonzern AT&S will in seinem obersteirischen Standort Leoben-Hinterberg - das Stammhaus - bis zu 120 Mio. Euro investieren. In einem ersten Schritt werden 44 Mio. Euro bis Frühjahr 2021 fließen, über das EU-Programm IPCEI sind bis zu 25 Prozent an Zuschüssen möglich. Bis zu 200 neue Jobs würden geschaffen, wie AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer am Montag sagte.

Gerstenmayer sagte bei der Präsentation des Vorhabens in einer Pressekonferenz im Werk Leoben-Hinterberg, es zeuge von einem guten Tag, in Zeiten der Wirtschaftskrise über Investitionen sprechen zu können. Von den 120 Mio. Euro seien 20 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung und rund 100 Mio. Euro für Maschinen und Prozesse. Bis zu 25 Prozent werden von IPCEI (Important Project of Common European Interest) gefördert, in Form von Zuschüssen. Österreich ist bei dem Förderprogramm seit Anfang Juli dabei. Im IPCEI werden in den kommenden Jahren 1,75 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt, große Player waren bisher Italien, Deutschland, Frankreich und UK, nun kann auch Österreich "aufspringen".

977 Mitarbeiter gibt es derzeit in Leoben-Hinterberg, die Leiterplattentechnologie für u.a. die Bereiche Automotiv, Luftfahrt oder Medizintechnik herstellen, etwa für die Sensorik in Fahrzeugen. Gefertigt werden Highend-Leiterplatten, HDI/Anylayer und Substrate Cores. Gefertigt werden sollen 340.000 Cores pro Jahr, im Moment liegt man bei 225.000. Der Bedarf sei ständig steigend, Europa ist momentan aber kein großer Akteur: Im Mikroelektronik-Weltmarkt hält Asien in Wertschöpfungskette rund 70 Prozent, Amerika 20 Prozent, die EU 8,4 Prozent.

"Bis 2024 streben wir die Verdreifachung des Umsatz bei Substrate Cores an", sagte COO Heinz Moitzi. Zur Verdeutlichung des Technologiesprungs: "1971 hatte ein Halbleiter 2.300 Transistoren, heute sind es 3,35 Mrd. Transistoren. Mit der weiteren Modularisierung und Miniaturisierung werden Microchips noch leistungsfähiger", sagte Moitzi. Ein weiteres Thema sei es darauf zu achten, dass der Energieverbrauch bei Mikrochips sinkt und nicht mit der Leistungsfähigkeit linear steigt.

Die rund 200 Mitarbeiter suche man in allen Ingenieursbereichen, allen Fachrichtungen und auch in der Fertigung, sagte Moitzi. Laut Gerstenmayer kommt man mit den bestehenden Gebäuden beim Ausbau der Fertigung aus, eventuell erfolge ein kleiner Anbau.

Der steirische LH Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sprach u.a. von der Investition als "einem Lichtblick in einer herausfordernden Zeit". Man lege Wert darauf, dass nicht nur Forschung, sondern auch die Produktion hierzulande gefördert werde. Mehr als 5.000 Menschen seien im Bundesland direkt in der Forschung tätig.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) nannte die Investition bei AT&S "besonders erfreulich. Denn jedes fünfte Unternehmen in Österreich hat angesichts der Coronaviruskrise Investitionen verschoben oder gestrichen. Auf EU-Ebene sei es ein Fehler der vergangenen 15 Jahre gewesen, nur in die Forschung, nicht aber in die Produktion investiert zu haben. Schramböck kündigte an, dass weiters die Themen Batterien und Wasserstoff mittels IPCEI-Programm gefördert werden sollen: "Wir müssen die Renaissance der Produktion in Europa vorantreiben", so die Ministerin.

Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) sagte u.a., die Investition bezeuge den Glauben und das Vertrauen der AT&S in den Standort Steiermark. Die Mikroelektronik habe sich zu einem "unglaublichen Stärkefeld" in Kärnten und der Steiermark entwickelt. 80 Prozent der Wertschöpfung in Österreich in diesem Bereich stammten aus den beiden südlichen Bundesländern.