APA - Austria Presse Agentur

Auch rote Kinderfreunde bekamen Corona-Hilfen

Nicht nur ÖVP-nahe Vereine haben Corona-Hilfen aus dem Fonds für Non-Profit-Organisationen kassiert, sondern auch die roten Kinderfreunde. Laut Unterlagen, die Medien zugespielt wurden, gingen 2,4 Mio. Euro an Organisationen der Kinderfreunde. Im zuständigen Ministerium hegt man im Gegensatz etwa zum VP-Seniorenbund in diesem Fall allerdings keine Zweifel, dass die Hilfen zurecht beantragt worden sind. Alles sei korrekt, betonen auch die Kinderfreunde. Die ÖVP übt Kritik.

Der bei Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) angesiedelte NPO-Fonds wurde im Frühjahr 2020 eingerichtet, um gemeinnützige Vereine und andere Non-Profit-Organisationen sowie Einrichtungen anerkannter Glaubensgemeinschaften und Freiwillige Feuerwehren durch die Corona-Krise zu bringen. Parteien und ihre "Teilorganisationen" sind explizit vom NPO-Fonds ausgeschlossen, was aber nicht automatisch auch parteinahe Organisationen umfasst.

Laut den Unterlagen bekam beispielsweise die Kinderfreunde-Landesorganisation Wien 295.000 Euro aus dem NPO-Fonds, insgesamt sollen diverse Ortsgruppen und Akademien der Kinderfreunde 2,4 Millionen Euro bekommen haben. In Koglers Ressort sieht man kein Problem: "Es gibt keinerlei Hinweis, dass es sich bei den Kinderfreunden um eine Teilorganisation einer Partei handeln könnte und daher auch keinen Anlass für eine vertiefende Prüfung in dieser Frage", hieß es auf Anfrage der APA.

Bundesvorsitzender der Kinderfreunde ist der Wiener SPÖ-Stadtrat Jürgen Czernohorszky. Im aktuell auf der Homepage der SPÖ auffindbaren Organisationsstatut vom 21. Juni 2021 finden sich die Kinderfreunde jedenfalls: "Orts-, Bezirks- und Landesausschüsse sowie die Bundesstelle der Kinderfreunde arbeiten in Absprache mit den zuständigen Parteiorganisationen", heißt es darin. Die Kinderfreunde dürfen demnach auch sechs Delegierte zum Bundesparteitag entsenden. Dieses Statut sei nicht mehr aktuell, betonte hingegen Kinderfreunde-Geschäftsführerin Daniela Gruber-Pruner auf APA-Anfrage.

Die Kinderfreunde seien ein gemeinnütziger Verein, und für solche sei der NPO-Fonds schließlich geschaffen worden. Die Kinderfreunde seien nie eine Teilorganisation der SPÖ gewesen, und selbst den Status als "parteinahe" Organisation habe man inzwischen abgelegt, erklärte Gruber-Pruner. Man dürfe also beispielsweise keine Delegierten mehr zum Parteitag schicken. Es sei also "alles rechtens", unterstrich Gruber-Pruner, schließlich leiste man Kinder- und Familienarbeit, die gerade auch während der Pandemie dringend notwendig gewesen sei.

Der ÖVP hat die Bestimmung, dass Teilorganisationen von Parteien keine Förderungen aus dem NPO-Fonds bekommen dürfen, jedenfalls ordentlich Ärger gebracht: Als im Frühjahr bekannt wurde, dass etwa der oberösterreichische Seniorenbund aus dem NPO-Fonds fast zwei Millionen Euro kassiert hatte, kündigte Kogler vertiefte Prüfungen mit der abwickelnden Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) an. Einige davon sind mittlerweile auch abgeschlossen. So platzte mitten in den Tiroler Landtagswahlkampf die Nachricht, dass Dutzende Teilvereine der Tiroler "Jungbauernschaft/Landjugend" über 800.000 Euro zurückzahlen müssen, weil sie dem Tiroler Bauernbund, einer Teilorganisation der ÖVP Tirol, zuzurechnen seien.

In der ÖVP ortete man denn am Freitag auch eine "Ungleichbehandlung": "Das ist überhaupt nicht nachvollziehbar, dass in einem Fall überprüft wird und im anderen nicht", kritisierte ÖVP-Mandatar Andreas Hanger gegenüber der APA. Es sei "bemerkenswert", dass es stets ein "Megaskandal" sei, wenn es um parteinahe Organisationen der ÖVP gehe, aber bei der SPÖ werde dies "bagatellisiert". Hanger stellte die Frage in den Raum, "ob es hier eine politische Einflussnahme auf Entscheidungen zum NPO-Fonds gibt" - denn der Leiter der Rechtsabteilung im Vizekanzleramt sei früher Kabinettschef beim damaligen SPÖ-Minister Josef Ostermayer gewesen. "Das geht ja gar nicht! Dem unterstelle ich ganz klar Befangenheit", ließ Hanger wissen.

Es müsse gleiches Recht für alle gelten, forderte Hanger. Bei der Jungbauernschaft handle es sich etwa auf Orts- und Gemeindeebene um rechtlich eigenständige Vereine, die auch wirtschaftlich unabhängig vom Hauptverein seien. Dass die Kinderfreunde nicht einmal mehr parteinahe sein sollen, glaubt Hanger nicht, immerhin sitzen in den Vorständen viele SPÖ-Politiker, erinnerte er. "Die Kinderfreunde machen sicher gute Arbeit, aber das tun auch die Jungbauernschaft und der Seniorenbund", meinte Hanger.