Auch zeitgenössische Kirchenfenster für Notre-Dame

Macron besuchte die Baustelle
Die bei einem Großbrand beschädigte Pariser Kathedrale Notre-Dame soll sechs zeitgenössische Glasfenster erhalten. "Auf diese Weise wird auch unser Jahrhundert seinen Platz in der Kathedrale haben", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Freitag bei einem Besuch der noch im Wiederaufbau befindlichen Kathedrale. Es werde eine Ausschreibung geben, eine Jury werde über das Werk entscheiden.

Macron bestätigte zudem, dass in dem historischen Krankenhaus Hôtel-Dieu neben der Kathedrale ein neues Notre-Dame-Museum entstehen soll. Dieses solle den Besuchern aus aller Welt die Geschichte und Bedeutung des frühgotischen Meisterwerks nahebringen.

In dem Museum sollen auch die sechs Notre-Dame-Fenster aus dem 19. Jahrhundert einen Platz finden, die durch zeitgenössische Fenster ersetzt werden. Auch der aus den Brandtrümmern gerettete metallene Hahn, der zuvor den Spitzturm auf dem Dach der Kathedrale schmückte, soll dort zu sehen sein.

Macron würdigte den im Sommer verstorbenen General Jean-Louis Georgelin, der bis dahin den Wiederaufbau geleitet hatte, indem er eigenhändig die Gravur dessen Namens in einem Holzbalken des neuen Turmes vertiefte. "Es ist ein wichtiger und bewegender Moment", sagte Macron und verwies darauf, dass die Kathedrale in genau einem Jahr für Gottesdienste und Besucher wieder geöffnet werden solle. Einmal mehr lobte der Präsident das "Frankreich der Erbauer" und die beeindruckenden Fortschritte auf der "Baustelle, die unmöglich schien".

Auf die Debatte um die Umweltverträglichkeit der Bleiplatten, mit denen das Dach wieder gedeckt werden soll, ging Macron nicht weiter ein. Es sei eine "konsequente und gute Entscheidung", die Kathedrale originalgetreu wieder aufzubauen, betonte er. "Alle nötigen Maßnahmen wurden getroffen."

Notre-Dame war bei einem Brand 2019 stark beschädigt worden. Die Brandursache ist bisher nicht geklärt, aber die Ermittler gehen von einem Unglück aus, etwa einen Kurzschluss. Macron hatte damals umgehend erklärt, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wieder aufbauen zu wollen.

Die Struktur des Spitzturms, der brennend vom Dach gestürzt war, ist wieder aufgebaut und trägt seit dieser Woche wieder das Metallkreuz. Im Inneren werden die Gerüste allmählich abgebaut. Die Kathedrale wird wegen der gereinigten Wände und Gemälde so hell und farbenfroh wie nie zuvor. Für die Renovierung waren etwa 840 Millionen Euro Spenden aus aller Welt eingegangen.

Da sich das Meisterwerk der Frühgotik - wie alle vor 1905 gebauten Kirchen - im französischen Staatsbesitz befindet, hat die Kirche bei der Restaurierung kaum mitzureden. Vor dem Brand besuchten im Schnitt zwölf Millionen Menschen jährlich die Kathedrale.

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