APA - Austria Presse Agentur

Außenhandel brummt - Risiko ist Pandemielage in Wintersaison

Nach den Einbrüchen wegen der Coronakrise 2020 brummt der Exportmotor heuer wieder und soll auch 2022 kräftig schnurren. Die gesamten Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen wachsen heuer preisbereinigt um 8,6 Prozent, prognostiziert das Forschungs-Kompetenzzentrum FIW, das politische Pandemie-Konzepte für die heurige Wintersaison empfiehlt. Ohne ausgefallene vorige Wintersaison wäre das Plus noch höher. 2022 wird ein Exportwachstum von 8,9 Prozent prognostiziert.

Das Kompetenzzentrum "Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW) spricht in seiner Untersuchung, die vom Wirtschaftsministerium wegen der COVID-19-Pandemie beauftragt und am Donnerstag veröffentlicht wurde, von einer "hohen Exportdynamik", die vor allem heuer auf den Anstieg beim Warenhandel zurückzuführen ist. Dieser alleine dürfte nämlich um 10,6 Prozent wachsen. Bremsklotz ist 2021 noch der Dienstleistungsexport, der nach 2020 auch heuer einen Rückgang prognostiziert bekommt - in Höhe von minus 1,3 Prozent. Grund dafür ist der fast gänzliche Ausfall der Tourismus-Wintersaison 2020/2021.

Im kommenden Jahr wird auch im Dienstleistungsbereich ein großes Wachstum erwartet, das Vorkrisenniveau wird dort aber wohl noch nicht erreicht werden. Der Warenhandel wird bereits bis zum Ende des Jahres 2021 das Vorkrisenniveau um 4 Prozent übertreffen, wohingegen der Dienstleistungshandel auch zu Jahresende 2022 noch unterhalb des Niveaus vor der COVID-19-Pandemie liegen wird.

Immerhin aber sollte der Dienstleistungshandel 2022 - sollten dann kaum noch Corona-Einschränkungen notwendig sein - mit 17,1 Prozent aber sehr dynamisch wachsen. Im Warenhandel bleibt die Wachstumsrate mit 6 Prozent im Jahr 2022 hoch, aber die Aufholeffekte klingen ab. "Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist kurzfristig die Entwicklung der österreichischen Dienstleistungsexporte entscheidend", schreibt das FIW. Die Entwicklung der Infektionszahlen im Winter bilde das größte Abwärtsrisiko für die Prognose. "Effektive Maßnahmen und klare politische Konzepte für den Umgang mit der Pandemie im Winter wären somit zu empfehlen."

Die Maßnahmen sollten Klarheit und Sicherheit für Betriebe und Gäste sichern, so das FIW. "Ansonsten könnten andere Alpenländer zumindest kurzfristig als Urlaubsdestinationen in der Wintersaison attraktiver sein. Die aktuelle Entwicklung der COVID-19-Infektionszahlen und der Hospitalisierungen in Österreich verlangt jedenfalls nach raschen und effektiven Maßnahmen zur Eindämmung und Stabilisierung der Gesundheitslage."

Für den Warenhandel bilden die aktuellen Liefer- und Materialengpässe und einhergehende deutliche Preissteigerungen das größte Abwärtsrisiko der Prognose. Im ersten Halbjahr gab es eine weitere starke Erholung des Warenhandels. Die österreichischen nominellen Warenexporte sind in diesem Zeitraum im Vergleich zur Vorjahresperiode etwa um 16,5 Prozent gestiegen. Für die Warenimporte zeigt sich ein ähnliches Bild.

"Die Exportwirtschaft leistet gerade in Zeiten von Corona einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze", so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) in einer Aussendung. "Nachdem über 50 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung im Ausland verdient werden, ist eine erfolgreiche Außenwirtschaft für Österreich unabdingbar. Daher werden wir unsere Exportbetriebe auch in Zukunft bei ihren Internationalisierungsaktivitäten weiter bestmöglich unterstützen." Die Prognose zeige, dass die Maßnahmen der Bundesregierung wirkten, so die Politikerin.

Das Kompetenzzentrum FIW wird vom Wirtschafts- sowie Bildungsministerium finanziert und ist ein Kooperationsprojekt der WU Wien mit der Uni Wien, der Johannes Kepler Universität Linz, der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo, des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) und des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Rechenzentrums (WSR).