APA - Austria Presse Agentur

Auto fährt in Menschenmenge in Berlin: Ein Toter, acht Schwerverletzte

In der Berliner Innenstadt, beim Breitscheidplatz nahe der Gedächtniskirche, ist am Mittwoch ein Auto in eine Menschenmenge und ein Geschäft gefahren.

Dabei wurden der Feuerwehr zufolge ein Mensch getötet und acht Menschen schwer verletzt. Fünf davon schwebten in Lebensgefahr. Bei dem Lenker handelte es sich um einen 29-jährigen, in Berlin lebenden Deutsch-Armenier, gab die Polizei via Twitter bekannt. Er wurde festgenommen. Die Hintergründe waren vorerst unklar.

Der Mann wird derzeit von der Polizei vernommen. "Ob es sich um einen Unfall handelt oder vorsätzliches Handeln, ist noch nicht bekannt", gab die Berliner Polizei auf Twitter bekannt. Der Vorfall ereignete sich gegen 10.30 Uhr im Stadtteil Charlottenburg, in der Tauentzienstraße, nahe der Gedächtniskirche und dem Ku'damm. Dabei handelt es sich um eine bei Touristen und Shoppern sehr beliebte Gegend.

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SchülerInnengruppe betroffen

Wenige Stunden nach dem dramatischen Ereignis wurde der genaue Ablauf klarer. Wie die Polizei mitteilte, fuhr der Mann gegen 10.26 Uhr seinen Renault-Kleinwagen an der Straßenecke Ku'damm und Rankestraße auf den Gehsteig des Ku'damms und in eine Menschengruppe. Dann fuhr er den Angaben zufolge zurück auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße Richtung Osten. Kurz vor der Ecke Marburger Straße lenkte er das Fahrzeug erneut von der Straße auf den Gehsteig, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Straße und landete im Schaufenster eines Parfümerie-Geschäfts. Im Geschäft selbst gab es keine Verletzten.

Die "Bild"-Zeitung verwies auf Augenzeugen-Berichte, wonach der Fahrer zunächst weggerannt sei. PassantInnen sollen ihn festgehalten und an die Polizei übergeben haben, berichtete auch Polizeisprecher Thilo Cablitz. Es werde geprüft, ob es sich um eine vorsätzliche Tat oder einen Verkehrsunfall handle, oder ob auch ein medizinischer Notfall in Betracht komme. "Bild" zitierte einen Polizeisprecher, wonach der Unfallfahrer selbst "deutlich unter dem Eindruck des Geschehens" stehe.

Indikatoren, die für eine Vorsatztat sprechen würden, würden nun unter anderem abgeglichen mit der Spurenlage und Zeugenaussagen, sagte Polizeisprecher Cablitz. Er stellte aber auch klar: "Ich möchte mich aber nicht auf Spekulationen einlassen", sagte er mit Blick auf die Entfernung zwischen den beiden Unfallstellen.

Dpa-Informationen zufolge soll von dem tödlichen Vorfall eine SchülerInnengruppe betroffen sein. Die Polizei machte zunächst keine Angaben dazu und verwies auf Angehörige, die noch informiert werden müssten. Bei der toten Person soll es sich um eine Frau handeln.

Auch die konkrete der Zahl der Verletzten blieb weiter unklar. Die Feuerwehr bestätigte acht schwer verletzte Menschen, außerdem gebe es Leichtverletzte. Die Polizei sprach von insgesamt mehr als einem Dutzend Verletzten.

Polizei und Feuerwehr waren im Einsatz und versorgten die Verletzten. Die Umgebung war weiträumig abgesperrt. "Aktuell befinden sich rund 60 Einsatzkräfte vor Ort oder sind auf der Anfahrt", twitterte die Feuerwehr. Zunächst hatte die Feuerwehr von 30 Verletzten gesprochen. Auf einem Foto, das im Internet gepostet wurde, war ein Pkw zu sehen, der im Schaufenster eines Geschäfts stand. Die Polizei war mit 130 Kräften im Einsatz. Augenzeuginnen und -zeugen wurden via Twitter gebeten, keine Aufnahmen des dramatischen Ereignisses im Internet zu posten bzw. Hinweise und Mediendateien an die Polizei zu senden.

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Der Schauplatz lag in der Nähe des Ortes eines tödlichen Angriffs am 19. Dezember 2016, als Anis Amri, ein gescheiterter tunesischer Asylbewerber mit islamistischen Verbindungen, einen Lastwagen entführte, den Fahrer tötete und ihn dann auf einen überfüllten Westberliner Weihnachtsmarkt pflügte. Elf Menschen starben in den Trümmern, einige Jahre später erlag ein 49-Jähriger den Spätfolgen einer Verletzung, die er erlitten hatte, als er den Opfern zu Hilfe eilte. Er wird als 13. Todesopfer des Anschlags eingestuft.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zeigte sich in einer Aussendung schockiert über den Vorfall. "Ich bin in der Lagezentrale und informiere mich laufend. Meine Gedanken und mein tiefes Mitgefühl sind bei allen Betroffenen!", twitterte sie. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den Betroffenen Unterstützung zu. "Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen."

Auch über Deutschlands Grenzen hinweg wurde auf den tödlichen Vorfall reagiert. EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola wolle im Namen des Europaparlaments sagen, "dass unsere Gedanken bei den Angehörigen der getöteten Person und den Überlebenden sind", wie sie im Straßburger Europaparlament.