APA - Austria Presse Agentur

AzW rückt pakistanische Architektin Yasmeen Lari ins Licht

Sie ist 82 Jahre alt, lebt und arbeitet in Pakistan und schafft "Architektur für die Zukunft": Yasmeen Lari war nicht nur die erste Architektin ihres Landes, sondern hat sich in den vergangenen 20 Jahren als bauende Klimaaktivistin noch einmal neu erfunden. Das Architekturzentrum Wien (AzW) widmet ihr nun eine Ausstellung - die erste weltweit, wie es am Mittwoch bei der Pressekonferenz hieß. "In meinem Werk geht es um Dekarbonisierung und Dekolonisation", sagt Lari selbst.

Die in neun Kapitel gegliederte Ausstellung, die mit ihren auf Holzrahmen gespannten Leinentableaus auch ästhetisch an die nachhaltige Bauweise Laris anknüpft, zeichnet den Weg von ihren modernistischen Anfängen der 1960er-Jahre über ihre Ausflüge in den sozialen Wohnbau in den 1970ern bis zu ihrer Zeit als Stararchitektin in den 1980ern und 90ern nach. So baute Lari, die in Großbritannien studiert hat, mehrere Wahrzeichen in Karatschi wie das Finanz- und Handelszentrum FTC oder den Hauptsitz der Pakistan State Oil, bevor sie im Jahr 2000 beschloss, "mit dieser durch Kapital, Macht und Auftraggeber bestimmten Architekturproduktion aufzuhören", wie sie sagte. Ein Wendepunkt waren schließlich zahlreiche Naturkatastrophen von Erdbeben bis zu Überflutungen: Lari wechselte in die humanitäre Hilfe und entwickelte die - nach Angaben des AzW - weltweit größte Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung.

Seither widmet sie sich der Verwendung von klimaneutralen Materialien wie Bambus, Lehm und Kalk für den Selbstbau. So entstanden zehntausende flut- und erdbebensichere Häuser, sanitäre Infrastrukturen und rauchfreie Herde. "Besonders am heutigen Frauentag freut es mich, dass ich mit meinen neu entwickelten, höher gelegenen Öfen vielen Frauen geholfen habe", so Lari. Damit konnte sie nicht nur die Haltung der sonst auf dem Boden kochenden Frauen verbessern, sondern auch die Kinder schützen, die sich bei herkömmlichen Feuerstellen oft verbrannten.

Der Titel der Schau "Architektur für die Zukunft" sei nicht nur eine leere Hülle, unterstrich Fitz. Schließlich trage Bauen wesentlich zur Klimakrise bei, könne aber - durch Beiträge wie jene von Lari - auch zu deren Lösung beitragen. "Wir brauchen eine radikale Bauwende", so Fitz. Auch die Kulturtheoretikerin Elke Krasny, die an der Schau mitwirkte, unterstrich die Rolle der Architektur, die wesentlich an unseren Lebens- und Überlebensbedingungen beteiligt sei. Lari, die "nie gedacht hat, dass meine Arbeit für mein Heimatland woanders auf der Welt relevant sein könnte", freut sich über die Würdigung in Österreich. Zeit, an der Gestaltung der Schau mitzuarbeiten, habe sie jedoch nicht gehabt, wie Fitz unterstrich. "Es ist nicht eine Ausstellung von Yasmeen Lari, sondern eine Ausstellung über Yasmeen Lari. Sie hat nämlich keine Zeit, sich um die Vergangenheit zu kümmern."

(S E R V I C E - "Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft", 9. März bis 16. August in der Ausstellungshalle 2 des Architekturzentrums Wien. www.azw.at)