APA - Austria Presse Agentur

Basis-Finanzbildung von Jugendlichen gefordert

Die Schuldenberatungen fordern Qualitätsstandards für die Finanzbildung und Basis-Finanzbildung von Jugendlichen. Dabei sollten die Grundlagen vermittelt werden, aber nicht das Agieren am Kapitalmarkt. Besonders junge Menschen brauchen Kompetenzen für ein gesundes Geld-Leben, sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen (asb).

Die Politik müsse sich überlegen, wie sie die Qualität der Finanzbildung und die flächendeckende Versorgung sicherstellt. Mitterlehner appelliert an die nächste Bundesregierung: "Finanzbildung soll nicht - wie im letzten Regierungsprogramm - im Kapitel 'Kapitalmarkt stärken' stehen. Lieber würde ich es in einem Kapitel 'Armut bekämpfen' finden."

Ständig neue Bezahlmethoden, das Smartphone als Alleskönner, undurchsichtige Klauseln, immer komplexere Wirtschaftszusammenhänge - und mittendrin junge Menschen am Sprung in die Eigenständigkeit. Die Zahl der Anbieter von Finanzbildung sei in den letzten Jahren stark gestiegen, es gebe aber keine Qualitätskontrolle. Nun fordern die staatlich anerkannten Schuldnerberatungen klare Qualitätskriterien für Finanzbildung in Österreich. Diese könnten etwa im Rahmen eines nationalen Aktionsplans zur Finanzbildung erarbeitet werden, wie ihn die OECD empfiehlt. "Die Schuldenberatungen stehen jedenfalls bereit, um ihre jahrzehntelange Expertise und Erfahrung mit unabhängiger Finanzbildung einzubringen", so Mitterlehner.

Die Arbeiterkammer (AK) unterstützt die Forderung nach mehr Verbraucher- und Finanzbildung in Schulen. Schon Schülerinnen und Schüler sollten eine gesunde Konsumkompetenz entwickeln, um auf die künftigen Herausforderungen ihres Alltags gut vorbereitet zu sein, erläutert Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer Wien. Aus der Beratung wisse man, dass Kreditnehmern bei der Unterzeichnung eines Kreditvertrages die finanziellen Konsequenzen nicht immer so bewusst seien, wie es nötig wäre. Dabei müsse die Finanzbildung in Schulen "unabhängig von Geschäftsinteressen von Banken oder anderen Unternehmen" erfolgen, die in den Schülerinnen und Schülern vor allem potenzielle künftige Kundschaft sehen.

Knapp 23 Prozent der Klienten der Schuldenberatungen sind höchstens dreißig Jahre alt. Sie haben also schon in jungen Jahren so viele Schulden angehäuft, dass sie Schwierigkeiten bei der Rückzahlung haben. Seit den 1990er Jahren entwickeln Schuldenberatungen Angebote zur Finanzbildung, die unabhängig von den Interessen der Kreditwirtschaft und des Handels sind. So wie auch die Schuldenberatung selbst sind deren Finanzbildungs-Angebote aus Landesmitteln gefördert. Ein Erfolgsmodell sei etwa der OÖ Finanzführerschein der Schuldnerhilfe Oberösterreich, mit dem jährlich mehr als 3.000 Jugendliche erreicht werden. Dabei sollen die Jugendlichen von Grund auf lernen, wie sie mit ihrem Geld auskommen, erklärt Ludmilla Lumesberger, Direktorin der Polytechnischen Schule Perg. Die Investition der öffentlichen Hand in Oberösterreich zahle sich aus, die Zahl der jungen Klienten in den Schuldenberatungsstellen sei hier deutlich rückläufig.