APA - Austria Presse Agentur

Baustellen im Land stehen zum Teil still

Das Coronavirus trifft auch den Bau. Zwar wurde zu Wochenbeginn auf vielen Großbaustellen in Wien noch gearbeitet, teilweise aber auch die Baustellen für eine längere Pause gesichert. Kleine Baufirmen gingen bereits in Betriebsurlaub. Der oberste Baugewerkschafter Josef Muchitsch forderte schon am Montag per Verordnung eine Schließung aller Baustellen.

Am Dienstag schloss sich die Wirtschaftskammer Tirol dieser Forderung an. Sie forderte angesichts des sich ausbreitenden Coronavirus dazu auf, alle nicht unbedingt erforderlichen Baustellen zu schließen. Ausgenommen davon sollen lediglich Notfallarbeiten zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur oder Arbeiten, die unbedingt zur Stilllegung einer Baustelle erforderlich sind, sein.

Die derzeit geltende Verordnung eröffne zwar auch die Möglichkeit, auf Baustellen zu arbeiten, wenn die Bauarbeiter jederzeit einen Mindestabstand von einem Meter einhalten, aber "das ist nicht praxisgerecht und lässt sich im Betrieb einer Baustelle beim besten Willen nicht lückenlos einhalten", erklärte der Obmann der Landesinnung Bau, Anton Rieder, in einer Aussendung.

Im Sinne der Rechtssicherheit und der Gesundheit der Mitarbeiter brauche es daher seitens des Gesetzgebers rasch eine Klarstellung. "Alle Baustellen, die nicht als Notfall-Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur bzw. zur Stilllegung der Baustelle erforderlich sind, müssen durch behördliche Anordnung geschlossen werden", forderte Rieder.

Bei einem Geschäftspartner des Betreibers der Wiener Gemeindewohnungen, Wiener Wohnen, wird die Zahl der Sanierungen reduziert, wie es zur APA hieß.

Die oberösterreichische Baufirma Wimberger, die sich auf Einfamilienhäuser spezialisiert hat, hat bereits mit Montag alle 300 Baustellen auf unbestimmte Zeit eingestellt. "Zum Schutz der Mitarbeiter und deren Familien und gemäß der Regierungsvorgabe haben wir den Betrieb eingestellt und wir machen jetzt Betriebsurlaub", sagte Geschäftsführer Christian Wimberger zur APA. Von den weiteren Maßnahmen der Regierung und Entscheidungen wird auch die Dauer unserer Betriebsurlaubes abhängen.

Generell herrscht unter den großen Baukonzerne große Unsicherheit, die Informationen ändern sich teilweise stündlich, hieß es. Ein einheitliches Vorgehen aller Unternehmen gibt es jedenfalls nicht. Vielfach hänge es auch von den Vorgaben der jeweiligen Bauherrn und Auftraggeber ab, erklärte ein Unternehmen gegenüber der APA.

ÖBB und Asfinag erklärten beispielsweise, nicht notwendige Baustellen einzustellen.

Der größte Baukonzern Strabag äußerte sich zunächst nicht und kündigte für Mittwoch ein Statement an. Die Porr wieder erklärte auf APA-Anfrage: "Zum aktuellen Zeitpunkt können wir kein Statement übermitteln, da die vorliegende Situation von den Entscheidungen der Politik, der Auftraggeber und den Verfügbarkeiten von Zulieferern und Subunternehmen abhängig ist. Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen auf unsere Projekte sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht absehbar."

Ein hochrangiger Brancheninsider schilderte der APA die derzeitigen Widersprüche: "Leider haben die nicht immer präzisen Aussagen in diversen Interviews dazu geführt, dass einerseits einige Bauherrn - insbesondere öffentliche - alle Baustellen einstellen, andererseits andere Bauherrn uns dazu auffordern, die Baustellen offen und aufrecht zu halten." Die Regelung, dass ein Meter Abstand zueinander gehalten werden muss, sei auf Baustellen nicht durchführbar, so der Manager eines großen heimischen Bauunternehmens. Der Stand der Dinge am Dienstag zu Mittag war, dass viele, wenn nicht sogar fast alle Baustellen in Österreich einzustellen seien. Allerdings: Am Nachmittag liefen auf höchster Ebene noch Krisensitzungen zwischen der Branche und den Behörden, wie die APA erfuhr. Gefordert wird von der Bundesregierung eine Klarstellung.