APA - Austria Presse Agentur

Behindertenverbände kritisieren AMS und Arbeitslosigkeit

Trotz der zuletzt stark wachsenden Wirtschaft ist die Arbeitslosigkeit der Menschen mit Behinderungen in den vergangenen zehn Jahren um 140 Prozent gestiegen. Darauf haben Behindertenverbände am Dienstag aufmerksam gemacht. Scharfe Kritik übte Herbert Pichler vom Behindertenrat dabei am AMS-Algorithmus, der Behinderte automatisch in die am wenigsten förderwürdige Gruppe einstufe.

An die nächste Regierung haben die Verbände eine Reihe von Forderungen für einen "inklusiven Arbeitsmarkt". Allen voran will der Behindertenrat die "Ausgleichstaxe" streichen, die Firmen zahlen müssen, wenn sie zu wenige behinderte Arbeitnehmer haben. Stattdessen sollen alle Unternehmen 0,3 Prozent der Lohnsumme zahlen. Und aus diesem Topf sollen dann jene Firmen unterstützt werden, die mehr als den einen Behinderten pro 25 Arbeitnehmer einstellen, der vom Gesetz vorgeschrieben ist.

Außerdem fordern die sechs Verbände ein eigenes Staatssekretariat für Menschen mit Behinderungen und Pflege sowie einen einheitlichen Rahmen für die berufliche, schulische und persönliche Assistenz. Aktuell sei der Bund nämlich nur für die berufliche Unterstützung verantwortlich. "Wir sind aber auch am Wochenende und am Feiertag behindert", sagte Cornelia Scheuer von BIZEPS und kritisierte, dass es dafür neun unterschiedliche Landesregelungen gebe.

Scharfe Kritik übte Pichler an der automatischen Einstufungen arbeitsloser Behinderter durch den AMS-Algorithmus. Dieser teile Menschen mit Behinderungen nämlich automatisch dem wenigsten förderwürdigen Segment C zu. "Der AMS-Algorithmus ist für alle Menschen diskriminierend. Vor allem Menschen mit Behinderungen werden weiterhin benachteiligt", kritisierte Pichler: "Das bedeutet keine Qualifikationsmaßnahmen, keinen Zugang zu sozialökonomischen Betrieben und den direkten Weg in die Sozialhilfe oder teilweise die Mindestsicherung."

Hanna Kamrat von der Lebenshilfe kritisierte außerdem, dass viele Menschen mit Lernschwierigkeiten schon direkt nach der Schule "abgestempelt" und als nicht arbeitsfähig eingestuft würden. Dabei wäre vielfach eine durch Arbeitsassistenz begleitete Berufstätigkeit möglich. "Auch wenn man Lernschwierigkeiten hat, hat man eine Begabung und die gehört gefordert", forderte Kamrat.