APA - Austria Presse Agentur

Berlin, Paris und London: Iran entwickelt weiter Atomraketen

Nach Einschätzung von Deutschland, Frankreich und Großbritannien entwickelt der Iran weiterhin atomwaffenfähige Raketen. In einem am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichten Brief an UNO-Generalsekretär António Guterres nennen die UN-Botschafter der drei europäischen Länder mehrere Trägersysteme, die mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden könnten.

So zeigten im Internet verbreitete Aufnahmen einen Test der Rakete "Shabab-3", die technisch in der Lage sei, eine Atombombe zu tragen. Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif wies die Vorwürfe als "Verzweiflungslüge" zurück, mit der die Europäer ihre Inkompetenz bei der Umsetzung des Wiener Atomabkommens vertuschen wollen. Falls das EU-Trio ein Minimum an seiner globalen Glaubwürdigkeit retten wolle, solle es sich nicht den USA unterwerfen, sondern politisch selbst souverän agieren, twitterte Zarif am Donnerstag.

Erwähnt wird von den Europäern auch die Mittelstreckenrakete "Borkan-3", die von den iranisch unterstützen Houthi-Rebellen eigenen Angaben zufolge im August eingesetzt wurde. Die "Borkan-3" sei technisch von der iranischen "Qiam-1"-Rakete abgeleitet, die vom Iran in Syrien eingesetzt werde. "Dies zeigt erneut die Verbindung zwischen dem iranischen Raketenprogramm und dem Einsatz ballistischer Raketen im Jemen", heißt es in dem Brief. Es gebe ernste Bedenken, dass gegen das für das Bürgerkriegsland geltende Waffenembargo verstoßen werde.

Diese "jüngsten Fortschritte" bei der Entwicklung von Trägertechnologien für Atomwaffen verstoßen Berlin, Paris und London zufolge gegen eine UN-Resolution, die das internationale Atomabkommen mit dem Iran von 2015 unterstützt. Das Abkommen wankt, seit US-Präsident Donald Trump es einseitig aufgekündigt hat. Mit der Begründung, versprochene wirtschaftliche Erleichterungen griffen wegen US-Sanktionen nicht, reduzierte der Iran daraufhin nach einem Jahr Wartezeit in vier Phasen seine Verpflichtungen aus dem Abkommen - und verstieß damit demonstrativ gegen die Auflagen des Vertrags.

Der US-Sondergesandte des Außenministeriums für den Iran, Brian Hook, machte am Donnerstag das Atomabkommen für die bedrohliche Entwicklung verantwortlich: "Ich denke, wir haben eine Ausbreitung von Irans ballistischen Raketen und Raketentests seit dem Atomdeal gesehen." Diese Tendenzen versuche man umzukehren, genauso wie man die regionalen Aggressionen Teherans im Nahen Osten bekämpfe.