APA - Austria Presse Agentur

Berlusconi debütierte in Straßburg

Zwischen Selfies und einem Autogramm auf einem Trikot seines langjährigen Fußballklubs AC Milan hat Italiens viermaliger Regierungschef Silvio Berlusconi am Dienstag im EU-Parlament in Straßburg debütiert. Mit 82 Jahren ist er der älteste unter den 751 EU-Parlamentariern. 61 Jahre trennen ihn von der jüngsten EU-Mandatarin, der Dänin Kira Marie-Peter Hansen.

Berlusconi nahm sich Zeit für Selfies mit den Kollegen im EU-Parlament. Der italienische EU-Parlamentarier Gianantonio Da Re bat ihn um ein Autogramm auf einem Trikot von AC Mailand, dem Klub, der bis 2017 in Berlusconis Besitz stand. "Ich bin mit großer Sympathie von den Parlamentariern empfangen worden. Ich bin sicher, dass man mit Respekt auf meine Stimme hören wird. Ich werde die Interessen Italiens und der Italiener verteidigen", kommentierte Berlusconi im Gespräch mit Journalisten in Straßburg.

Er werde sich bemühen, damit Italien einen EU-Kommissar mit wichtigen Kompetenzen erhalte, sagte Berlusconi. Er kritisierte jedoch, dass sein Land wegen der Regierung aus den europakritischen Parteien Lega und Fünf-Sterne-Bewegung in Europa isoliert sei. Nicht mit Verbalattacken, sondern mit Diplomatie und Freundschaft könne Italien in Brüssel seine Anliegen durchsetzen, argumentierte Berlusconi.

Der Mailänder Großunternehmer sprach sich für eine Frau als EU-Kommissionspräsidentin aus. "Wichtig ist, dass es sich um eine kompetente Person mit konsolidierter Erfahrung in der Regierung oder in der öffentlichen Verwaltung handelt", sagte der Ex-Regierungschef.

Berlusconi war wegen einer rechtskräftigen Verurteilung wegen Steuerhinterziehung bis zum Frühjahr 2018 von allen politischen Ämtern ausgeschlossen. Im Mai des vergangenen Jahres wurde das Ämterverbot von einem Gericht aufgehoben, ursprünglich sollte es bis 2019 gelten. Berlusconi war bereits bei den EU-Wahlen 1994, 1999, 2004 und 2009 angetreten. Im Parlament in Straßburg saß er aber nur von 1999 bis 2001. In den anderen Jahren hatte er sein Mandat nicht angenommen sondern an Parteikollegen abgetreten.

Mit 527.000 Vorzugsstimmen erhielt der Chef der Forza Italia bei der EU-Wahl am 26. Mai der Kandidat die meisten Vorzugsstimmen in Italien hinter Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini. Dieser hatte 2,2 Millionen Stimmen erhalten, verzichtet aber auf das Mandat. Berlusconis Forza Italia schnitt mit 8,8 Prozent der Stimmen und Platz vier hinter Lega, Demokratische Partei (PD) und Fünf-Sterne-Bewegung schwach ab. 2014 hatte die Forza Italia mit 16,8 Prozent noch doppelt so viele Stimmen erreicht.