APA - Austria Presse Agentur

Besonderer Arienabend von Juan Diego Florez in Graz

Mit Charme, Grandezza und perfekter Sangeskunst hat Tenor Juan Diego Florez am Freitag in Graz das Publikum für sich gewonnen. Der Startenor machte es sich nicht einfach: Keineswegs nur Belcanto-Arien, die ihm den Weg an die Spitze geebnet hatten, sondern auch Werke von Verdi und Puccini standen auf dem Programm. Sein Ausnahmekönnen machte auch einige Lieder aus Operetten zu etwas Besonderem.

Im Grazer Musikverein geben sich derzeit die Weltstars ein Stelldichein: Waren vor Weihnachten Piotr Beczala, Krassimira Stojanova und Rene Pape zu Gast, so gab es diesmal ein Sonderkonzert mit Juan Diego Florez, das restlos ausverkauft war. Der Sänger, der nicht nur über eine perfekt geführten, strahlende Tenorstimme, sondern auch über intensive Gestaltungskunst verfügt, machte es sich an diesem Abend nicht leicht.

Zu Beginn, gleichsam zum Aufwärmen, gab es drei Lieder von Vincenzo Bellini, sauber und makellos interpretiert, aber mit der nötigen Schlichtheit gesungen. Es folgte eine Arie aus "I Capuleti e i Montecchi" vom selben Komponisten, die dahinströmte wie auf einem einzigen Atem gesungen. Dass er längst nicht nur der Belcanto-Star ist, bewies Florez aber mit drei Verdi-Arien. Dem Enzio aus "Attila" verlieh er Kraft und eine gewisse Härte, der Prüfstein waren aber eher die Ausschnitte aus "Rigoletto" und vor allem "La Traviata". Beides kann einfach "schön" gesungen werden, aber damit gab sich der peruanische Tenor nicht zufrieden. Ganz selbstverständlich perlten die Spitzentöne dahin, aber was dahinter an Schattierungen und dunklen Farben sichtbar wurde, machte Lust auf mehr.

Nach der Pause ging es in einem anderen Genre weiter: Mit drei Operettenliedern von Franz Lehar näherte sich Florez dem Altbekannten mit so viel Witz und leicht ironischer Dramatik, dass die Nummern zwischen den Opern durchaus ihre Berechtigung hatten. Cecile Restier begleitete ihn auch hier gekonnt mit viel Einfühlungsvermögen am Klavier.

Französisches stand ebenfalls auf dem Programm, wobei Bizets Blumenarie vielleicht einen Hauch zarter ausfallen hätte können, aber das ist Geschmackssache. Großartig in schlicht-perfektem Stil "Che gelida manina" aus "La Boheme", sicher ein Höhepunkt und gleichzeitig erster Schlusspunkt des Programms.

Dann holte der Sänger wieder einmal seine Gitarre und erfüllte die Wünsche des Publikums nach spanischen Volksliedern und Schlagern. Dass der Abend nicht in diesem folkloristischen Tönen ausklang, war der letzten und starken Zugabe zu verdanken: Mit "Nessun dorma" bewies Juan Diego Florez mit so spielerischer Leichtigkeit Klasse, dass einmal mehr deutlich wurde, warum es der Tenor ganz nach oben geschafft hat.