Douglas Österreich kündigte angeblich Angestellte, nachdem sie einen Betriebsrat gründen wollten

Negativschlagzeilen rund um die Parfümerie-Kette
Vier Mitarbeiterinnen, die vom Unternehmen als Drahtzieherinnen einer Wahl ausgemacht wurden, wurden Ende August gekündigt und freigestellt.

Im heimischen Einzelhandel gibt es einige große Firmen ohne Betriebsrat. Eine davon ist die Österreich-Niederlassung der deutschen Parfümeriekette Douglas mit mehr als 400 Beschäftigten. Hier ist ein Streit um die Gründung eines Betriebsrates entbrannt. Vier Mitarbeiterinnen, die vom Unternehmen als Drahtzieherinnen einer Wahl ausgemacht wurden, wurden Ende August gekündigt und freigestellt.

Die Gewerkschaft hat die Rechtsvertretung von Betroffenen übernommen und Anfang der Woche am Arbeitsgericht Klage gegen die Kündigungen wegen "verpöntem Motiv" eingebracht. Gefordert wird die Rücknahme der Rausschmisse und Wiedereinstellung von drei der vier Angestellten (eine gekündigte Mitarbeiterin will offenbar nicht zurück).

Vonseiten des Unternehmens wurde ein Zusammenhang der Kündigungen mit einer Betriebsratsgründung in Abrede gestellt und ein Statement auch von der deutschen Zentrale in Aussicht gestellt. In Deutschland gibt es bei Douglas im übrigen seit 2017 einen Gesamtbetriebsrat.

"Bedenkliche Zustände"

In einer Pressekonferenz zusammen mit der Gewerkschaft in Wien prangerten heute zwei betroffene Mitarbeiterinnen - Sabrina E. und Emilija S. - "bedenkliche Zustände" bei Douglas Österreich an. Sie sprachen von spontanen Taschenkontrollen, Spindkontrollen in Abwesenheit der MitarbeiterInnen (mit Zentralschlüssel), einer hohen Anzahl von Kündigungen und einer überhaupt von Angst geprägten Stimmung, auch Kranksein oder Pausenzeiten würden ignoriert.

Im Juni wurde die GPA-djp kontaktiert, um Vorbereitungen für eine Betriebsratswahl zu treffen, die Führungsebene wurde informiert. Kandidatinnen hätte man schon genug bei der Hand gehabt. Darauf seien "Motivationsgespräche" mit vielen Kolleginnen angesetzt worden, von den zwei Gekündigten Sabrina E. und Emilija S. als "Aushorchen" erachtet. Dabei sei es offenbar nur darum gegangen, Gründe für eine mögliche Kündigung der "Unruhestifterinnen" zu finden.

Sparprogramm des Douglas-Konzerns

Die GPA-Bundeschefin Barbara Teiber appellierte an das Unternehmen, die Kündigungen zurück zu nehmen. Douglas sei ein neuer Fall eines international tätigen Unternehmens, das mit der betrieblichen Mitbestimmung anscheinend große Probleme habe. Douglas wurde heute aufgefordert, mit der Gewerkschaft in den Dialog zu treten um auch in Österreich rechtskonform und angstfrei die Wahl für einen österreichweiten Betriebsrat abhalten zu können. Für Douglas-Beschäftigt wurde eine Hotline (0676/817 111 011) eingerichtet.

Dass die aktuellen Kündigungen mit einem jüngst verkündeten Sparprogramm des Douglas-Konzerns zu tun haben, glauben die betroffenen Angestellten nicht. Von den von der Zentrale in Deutschland angekündigten Filialschließungen wäre vor allem Südeuropa betroffen, nicht aber die Ketten in Deutschland und Österreich. "Wir wurden ja auch nachbesetzt", sagte Sabrina E.

Schwere Vorwürfe (Taschenkontrollen, Spindkontrollen etc.) hatte es in Österreich vor mehr als zwei Jahren auch bei einem anderen Drogeriekonzern gegeben, bei Müller Österreich. Die Gewerkschaft hatte damals auch im Fall Müller den Vorwurf erhoben, eine Wiener Verkäuferin wäre wegen ihres Engagements für die Gründung eines Betriebsrats gekündigt worden. Dieser Fall wurde mittlerweile außergerichtlich beigelegt. An der Gründung eines bundesweiten Betriebsrats ist man bei Müller Österreich indes immer noch dran.

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