APA - Austria Presse Agentur

Biden im Vorwahlkampf der US-Demokraten weiter vorne

Das Vorwahlrennen bei den US-Demokraten bleibt spannend. Zwar ist die Senatorin Elizabeth Warren gegenüber dem bisherigen Favoriten Joe Biden weiter im Aufwind, doch zum "Frontrunner" hat sie es bisher noch nicht geschafft. Nachdem es vergangene Woche bei der vierten TV-Debatte keinen klaren Gewinner gab, bewegen sich auch die Umfragen nur wenig.

Bei der Debatte in Westerville (Ohio) wurde Warren durch ihre Parteikollegen heftig unter Beschuss genommen, nicht zuletzt aufgrund der Kostenfrage ihres geplanten Gesundheitssystems ("Medicare-for-all"). Der bisher in den Umfragen führende Biden stand dafür merklich im Abseits und konnte sich deutlich weniger in Szene setzen. "Die Debatte bestätigt, dass der Vorwahlkampf eine neue Phase erreicht hat, definiert durch Warrens offenbare Stärke und die Bereitschaft der anderen Demokraten, sie herauszufordern", kommentierte die "New York Times" (NYT).

Im Vergleich zur TV-Debatte am 12. September hat sich an den Rahmenbedingungen im US-Vorwahlkampf der Demokraten einiges geändert. Der bis dato in den Umfragen starke Joe Biden verlor aufgrund der Ukraine-Affäre seines Sohns Hunter Biden merklich an Boden. US-Präsident Donald Trump steht im Gegenzug vor einem Amtsenthebungsverfahren. Hat jedoch die Senatorin aus Massachusetts dem Ex-Vizepräsidenten die Führungsrolle wirklich abgenommen? Den Attacken bei der TV-Debatte zufolge, definitiv ja - die Umfragen zeigen jedoch ein eher durchwachsenes Bild.

In vielen der jüngsten Polls lässt sich bestätigen, dass Warren aufgeholt hat. Manche der Vorwahlumfragen in traditionell demokratischen Bundesstaaten wie New Hampshire, Maine und Kalifornien konnte sie sogar für sich entscheiden. Aber klar überholt hat sie Biden noch lange nicht. Eine bundesweite Umfrage von Morning Consult vom 16. Oktober, dem Tag nach der Debatte, bestätigte das. Elizabeth Warren liegt mit 21 Prozent der demokratischen Wähler an zweiter Stelle hinter Biden. Obwohl Warren von den US-Medien einhellig Lob für ihren Auftritt am Dienstag erhielt, wurde sie von den Attacken der Podiumsteilnehmer in die Defensive gedrängt, so lautete der Tenor. Wie sie ihr staatliches Gesundheitssystem finanzieren wolle, wäre weiter nicht klar, schrieb die "NYT".

Ex-Vizepräsident Joe Biden, der bis dato als moderater Konsenskandidat galt, würden den Daten zufolge 31 Prozent der Wähler die Stimme schenken. Mitgrund, warum er von seinen Konkurrenten zum Thema Ukraine-Affäre bis dato kaum attackiert wurde, war "die Kalkulation, dass Biden höchstwahrscheinlich von alleine und ohne weitere Attacken selber untergeht", attestierte die NYT. Möglicherweise unterschätzen ihn die demokratischen Konkurrenten aber auch. Denn obwohl Biden seit Juni knapp sieben Prozentpunkte verloren hat, liegt er noch immer mit Respektabstand an erster Stelle, bestätigen die Statistiker von Morning Consult.

Das große Fragezeichen im Spitzenfeld ist Senator Bernie Sanders aus Vermont. Er war im September in vielen Umfragen noch an zweiter Stelle hinter Biden gelegen, hatte jedoch Anfang Oktober einen Schlaganfall erlitten. Der 78-jährige wäre bei einem Wahlsieg der älteste Präsident in der Geschichte der USA. Sanders konnte mit seinem Auftritt bei der dienstäglichen Debatte seine Position zementieren, musste aber gegenüber Warren definitiv Abstriche machen. "Die, die gehofft haben, dass Sanders' Wahlkampf zusammenbricht, bekommen ihren Wunsch nicht erfüllt", meinte der "Guardian".

Bernie Sanders kann insbesondere mit einer finanziell starken Wahlkampagne auftrumpfen und hat somit noch einige Luft nach oben. Am Samstag erhielt er zudem offiziell die Unterstützung der einflussreichen Linksabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, dem Shootingstar der Demokraten im Repräsentantenhaus. Bernie Sanders hält mit 18 Prozent der Wählerstimmen in der aktuellen Umfrage Platz 3 im demokratischen Kandidatenfeld.

Definitiv im Rennen um das demokratische Ticket ist mit einem Umfragewert von sechs Prozent auch Pete Buttigieg, der Bürgermeister der Stadt South Bend aus dem US-Staat Indiana. Buttigieg bleibt nicht zuletzt aufgrund seiner starken Basis in Iowa ein nicht zu unterschätzender Faktor. Iowa hält traditionell als erster Bundesstaat in den USA die Vorwahl ("Caucus") ab und entscheidet damit höchstwahrscheinlich über das Schicksal vieler Kandidaten. "Im Fall dass Biden stolpert, hat Buttigieg das Potenzial zur moderaten Alternative neben den linkslastigen Kandidaten Warren und Sanders", so die "Los Angeles Times".

Hinsichtlich des Iowa Caucus hatte eine lokale Umfrage des Emerson College zuletzt Biden und Warren ex aequo bei 23 Prozent der befragten Wähler gesehen. An starker dritter Stelle stand mit 16 Prozent "Mayor Pete" Buttigieg. Kommt es jedoch zur direkten Wahl gegen Amtshinhaber Donald Trump, würden die beiden Spitzenreiter Warren und Biden jeweils mit 49 Prozent zu 51 Prozent knapp den Kürzeren ziehen. Trump hatte die Präsidentenwahl 2016 in Iowa gewonnen.