Screenshot via Twitter

BILLA-Werbung: "Nicht gebraucht"-Kampagne geht nach hinten los

"Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht": Sujets einer BILLA-Kampagne sorgen für einen Shitstorm.

In den letzten Tagen sorgten Werbetafeln in mehreren österreichischen Städten für Aufregung: Auf den gelben Sujets waren in großen schwarzen Lettern Sätze zu lesen, die viele Menschen bestürzten und verletzten: "Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht", "Ohne Matura kommst du nicht weit" oder etwa "Älteres Personal einzustellen lohnt sich nicht mehr".

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Wer dahintersteckte, war zunächst ein großes Mysterium, auch das Medienunternehmen Gewista, bei dem die Kampagne gebucht wurde, wollte nicht verraten, wer oder was hier beworben wird. Ursprünglich sollte am 21. Oktober die Auflösung folgen – nachdem jedoch immer mehr Kritik gegen die Sujets laut wurde, wurde nun frühzeitig enthüllt, wer die kontroversen Plakate in Auftrag gegeben hatte: Die Supermarktkette BILLA.

In einer zweiten Plakatwelle sind nun BILLA-MitarbeiterInnen zu sehen, die die zuvor präsentierten Vorurteile "entkräften" sollen. Der ursprüngliche Text "Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht" wird nun etwa von einem Mitarbeiter verdeckt, auf dessen T-Shirt zu lesen ist: "Mit einer Behinderung wirst du gebraucht."

In einer Stellungnahme der Supermarktkette heißt es auf Twitter: "Mit unserer Teaser-Kampagne haben wir bewusst Vorurteile thematisiert, die ungerecht, diskriminierend sind & wütend machen. Durch diese Irritation lenken wir bewusst auf die aktuelle Arbeitsplatzsituation von Menschen mit Behinderungen."

Nach wie vor sei es so, dass Menschen mit Behinderungen, Menschen über 50 und Jugendliche ohne Matura am meisten von Arbeitslosigkeit und Vorurteilen betroffen seien. "Dagegen gilt es aufzutreten", heißt es.

Für viele UserInnen lässt diese Erklärung zu wünschen übrig: Besagte "Irritation" hätten viele als Diskriminierung und Verletzung erlebt, schreibt etwa @uebersleben. Außerdem hätte die Kampagne dazu beigetragen, dass ohnehin schon bestehende Vorteile gegenüber Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen noch verfestigt wurden. "Schaden ist eingetreten. Das Ganze löst sich nicht einfach in Luft auf", heißt es.

Vor der goßen Enthüllung hatte sogar Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein die Entfernung der Plakate gefordert: "Es ist nicht im Sinne einer inklusiven, diversen Gesellschaft, auf diese Art und Weise Aufmerksamkeit zu erregen. Wir brauchen noch viel mehr Sensibilisierungsarbeit in Österreich, damit so etwas nicht passiert. In diesem Sinne rufe ich die Urheber dieser Kampagne auf, besagte Sujets zeitnah zu entfernen", schrieb Mückstein auf Twitter.

Werberat stoppt "Nicht gebraucht"-Kampagne

Inzwischen hat der Werberat über das Ende der Werbekampagne entschieden. Wie "Bizeps" berichtet, wurde bei die Werbung als "unethisch" eingestuft. Die Entscheidung wurde "aufgrund der Diskriminierung, welche durch die Teaser-Aussagen (bewusst) erzeugt wird und der Möglichkeit eine Retraumatisierung bei den Betroffenen auszulösen" getroffen, heißt es. Bei den Teaser-Sujets bestehe vor allem das Risiko, dass die "auflösenden" Zweitsujets bei manchen RezipientInnen nicht mehr wahrgenommen werden.