APA - Austria Presse Agentur

"BioNTech-Effekt": Impfstoff schiebt deutsche Wirtschaft an

Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft wäre 2021 ohne den geschäftlichen Erfolg von BioNTech mit seinem Covid-19-Impfstoff eine Nummer kleiner ausgefallen.

Etwa 0,5 Prozent dürfte das mittlerweile weltbekannte Unternehmen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen haben, schätzen sowohl das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) als auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW).

"Es gibt einen deutlichen BioNTech-Effekt", sagte der Wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.

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Europas größte Volkswirtschaft ist um 2,7 Prozent gewachsen

Europas größte Volkswirtschaft ist einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts zufolge 2021 um 2,7 Prozent gewachsen, ohne den BioNTech-Erfolg hätte es nur zu 2,2 Prozent gereicht. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein einzelnes deutsches Unternehmen jemals so stark zum Wachstum beigetragen hat", sagte Dullien.

Das schätzt IfW-Konjunkturchef Nils Jannsen genauso ein. In die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts seien erstmals die Lizenzeinnahmen des Impfstoffentwicklers BioNTech eingeflossen sind, die zum Jahresende fällig wurden. "Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2021 von BioNTech um etwa einen halben Prozent angekurbelt worden sein", sagte er Reuters. "Das ist schon ein besonderer Fall." Der Effekt schlage sich in höheren Dienstleistungsexporten nieder.

Das Statistikamt bestätigte, dass BioNTech die Konjunktur spürbar angekurbelt hat. "Der Einfluss ist merklich, das ist klar", sagte Michael Kuhn vom Statistischen Bundesamt. Genauer wollte sich die Behörde aber nicht äußern. "Wir werden zu Einzelunternehmen keine Auskunft geben", sagte Kuhn, auch wenn das Thema viele interessiere.

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BioNTech hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben zwischen 16 und 17 Mrd. Euro mit seinem Corona-Impfstoff umgesetzt - dem ersten auf dem Markt erhältlichen Produkt des Unternehmens seit seiner Gründung 2008 überhaupt. Das ist ein enormer Sprung: 2020 lag der Umsatz noch bei weniger als einer halben Milliarde. "Das ist eine massive Steigerung, die sich auf das gesamte deutsche Wirtschaftswachstum auswirkt", sagte Dullien.

Hinzu kommt noch, das BioNTech vergleichsweise wenige Vorprodukte aus dem Ausland bezieht, die vom Produktionswert für die BIP-Berechnung noch abgezogen werden müssten. "Das ist daher nahezu eine reine Wertschöpfung im Inland", sagte Dullien. "Das wirkt sich deshalb direkt positiv auf das Wirtschaftswachstum aus." BioNTech lässt den auf der neuen mRNA-Technologie basierenden Impfstoff etwa in Marburg produzieren und kassiert außerdem Gebühren in Milliardenhöhe von seinem US-Partner Pfizer. Der beeindruckende Erfolg von BioNTech zeige, dass es in Deutschland eine hervorragende Forschungslandschaft gebe, sagte Dullien.