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Bisherige Erkenntnisse zu antiviraler Covid-19-Therapie

Mehrere antivirale Substanzen werden derzeit in Sachen Covid-19-Therapie in individuellen Heilversuchen angewendet oder in klinischen Studien untersucht.

In der aktuellen Coronavirus-Pandemie die ersten Erfahrungen und Studienresultate kommen häufig aus China, weil dort der Ausgangspunkt von SARS-CoV-2 war. Der Tiroler Intensivmediziner Walter Hasibeder hat das vorhandene Wissen zusammengefasst.

So hätte eine Autorengruppe (Wen-Chien Ko und Co-Autoren im International Journal of Antimicrobial Agents, Anm.) "für einen Erfolg versprechenden Therapieansatz mit Remdesivir bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Covid-19-Erkrankung" argumentiert. Andere Virusstatika in diesem Zusammenhang seien auch andere bekannte antivirale Substanzen wie Favipiravir, Ribavirin, Penciclovir und andere zu nennen, stellte der zukünftige Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) für seine Fachkollegen fest.

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2016 sei gezeigt worden, dass Remdesivir die Replikation von Ebola-Viren in verschiedenen humanen Zellkulturen signifikant vermindert. Ähnliches konnte für das Marburg-Virus, Masern- und Mumps-Virus; RS- und Parainfluenza-Viren gezeigt werden. "In humanen Epithelzellen aus Atemwegen hemmt Remdesivir effektiv die Vermehrung des SARS-CoV und anderer Coronaviren. Somit kann die Substanz, zumindest in Zellkulturen, als ein Breitspektrum-Virostatikum gegen Coronaviren bezeichnet werden", schrieb Hasibeder. Bisher nicht eindeutige Ergebnisse hat es bisher bei der Behandlung von Ebola-Patienten gegeben. Es zeigten sich keine statistisch signifikanten positiven Behandlungseffekte in einer klinischen Studie.

Drei randomisierte Remdesivir-Studien

"Derzeit laufen drei randomisierte, kontrollierte Studien mit Remdesivir bei an Covid-19 Erkrankten in China. Die Substanz soll in unterschiedlichen Erkrankungsstadien erprobt werden. Ich denke, es ist ganz wesentlich, den exakten Zeitpunkt einer sinnhaften Therapie mit Virostatika zu bestimmen", schrieb der Intensivmediziner. Eine zu spät einsetzende Behandlung hätte womöglich nicht mehr den optimalen Effekt.

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Hasibeder nennt auch zwei Übersichtsarbeiten (Miguel Angel Martinez in Antimicrobial Agents and Chemotherapy; Liying Dong und Co-Autoren in Drug Discoveries and Therapeutics) zu den potenziellen Möglichkeiten einer spezifischen Behandlung des neuen Coronavirus. "Im Unterschied zum SARS-CoV zeigt das neue SARS-CoV-2 Virus eine höhere Übertragungsrate von Mensch zu Mensch und scheint eine deutlich höhere Replikationsrate im befallenen Zellen des Respirationstrakts verglichen mit SARS-CoV oder MERS-CoV zu haben. Die Erkrankungsverläufe sind in den meisten Fällen aber deutlich milder als bei SARS (Mortalität: zehn bis 14 Prozent) oder MERS (Mortalität: 28 bis 35 Prozent)", schreibt der Experte.

Hohes Potenzial für Spontanmutationen

Das SARS-CoV-2-Virus hätte "aufgrund seiner hohen Replikationsrate auch ein hohes Potenzial für Spontanmutationen, die sowohl die Infektiosität als auch die Virulenz (krank machende Wirkung, Anm.) des Virus verändern könnten. Im günstigen Fall führen Mutationen zu einer verminderten Gefährlichkeit, bis hin zum kompletten Verschwinden eines Virus, da dieses die Fähigkeit, eine Wirtszelle zu infizieren verliert", merkte Hasibeder an. Das ist allerdings eine Hoffnung. Jedenfalls würden die Autoren der beiden Übersichtsartikel Remdesivir ebenfalls als mögliche Therapie gegen Covid-19 ansehen.