APA - Austria Presse Agentur

Bosch in Österreich nach Corona-Krisenjahr im Aufwärtstrend

Der Technologiekonzern Bosch hat das Krisenjahr 2020 in Österreich "gut gemeistert", betont Österreich-Chef Helmut Weinwurm im APA-Gespräch. Der Umsatz ging spürbar zurück, aber die Mitarbeiterzahl konnte gehalten werden. Die Kurzarbeit ist heuer mit Anfang März vollständig beendet worden. Für das laufende Jahr sieht Weinwurm einen Aufwärtstrend in allen Bereichen: "Das Geschäft zieht an - das geht auch nur deshalb, weil die Mitarbeiter alle an Bord geblieben sind."

Bosch ist in Österreich mit Produktionswerken in Hallein, Pasching, Linz und Bischofshofen, dem Vertrieb von Kfz-Ausrüstung, Haushaltsgeräten, Thermotechnik und Elektrowerkzeugen sowie der Entwicklung von Hard- und Software für Motoren breit aufgestellt. Im Geschäftsjahr 2020 wurde ein Umsatz von 1,23 Mrd. Euro erzielt, im Vorjahresvergleich ein Rückgang um 12 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter bei Bosch in Österreich lag 2020 bei 2.940.

"Wir sind ohne Mitarbeiterabbau durch die Krise gekommen", freut sich Weinwurm. Nach 25 Berufsjahren bei Bosch mit Stationen in Zagreb und Prag stieg der Maschinenbauingenieur und studierte Betriebswirt mit 1. Mai 2020 zum Alleinvorstand der Robert Bosch AG und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich auf. Gleich der Einstieg mitten in der Pandemie sei eine riesige Herausforderung gewesen. Mit einem Krisenteam habe der Konzern in Österreich die Probleme gemeistert, Krankheits-Cluster in den Betrieben oder Todesfälle unter den Mitarbeitern habe es zum Glück keine gegeben. Für Impfungen in den eigenen Betrieben habe man Vorarbeit geleistet, nun warte man auf den Impfstoff. In Wien gebe es schon einige Termine für Mitarbeiter in Impfstraßen.

Gut ein Drittel der Belegschaft arbeitet im Entwicklungsbereich und entwickelt Hard- und Software für verschiedene Antriebstechnologien für Pkw, Nutzfahrzeuge und Großmotoren. "Wir stehen für die Technologieoffenheit - keine Technologie soll verboten werden", erläutert Weinwurm. Der Markt müsse entscheiden, welche Technologie ihm den besten Nutzen bringe. Auch die Entwicklung im Verbrennungsmotor werde fortgeführt. "Wenn ein Verbrennungsmotor mit einem regenerativen Treibstoff betrieben wird, kann auch er CO2-neutral sein."

Nach einem Einbruch in der ersten Jahreshälfte sei es in der zweiten Jahreshälfte 2020 wieder aufwärtsgegangen. Dabei habe sich die breite Aufstellung der Bosch-Gruppe in mehreren Sparten bewährt und für einen Ausgleich unterschiedlicher Geschäftsverläufe gesorgt. Der Unternehmensbereich Mobility Solutions entwickelte sich besser als der Markt, angesichts der rückläufigen Automobilproduktion lag der Umsatz jedoch unter dem Vorjahreswert. Eine positive Ausnahme bildete dabei das Geschäft mit Antriebs- und Fahrassistenzsystemen für Elektro-Fahrräder.

Stark gewachsen ist der Konsumgüterbereich - das Geschäft mit Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen profitierte vom coronabedingten Trend, sich auf den häuslichen Bereich zu konzentrieren. Die BSH Hausgeräte GmbH verzeichnete 2020 einen Rekordumsatz, etwa mit großen Kühlgeräten, kabellosen Staubsaugern und Waschtrocknern. Bei Bosch Power Tools wurden Elektrowerkzeuge und Gartengeräte verstärkt nachgefragt, insbesondere im Online-Handel.

Der Unternehmensbereich Industrial Technology blieb aufgrund der Marktschwäche im Umsatz unter dem Jahr davor. Seit Herbst 2020 steigen die Auftragseingänge von Bosch Rexroth mit Antriebs- und Steuerungstechnik. Trotz des schwierigen Arbeitsumfelds war 2020 ein relativ gutes Jahr für den Unternehmensbereich Energy and Building Technology mit Erlösen leicht unter dem Vorjahreswert, so Weinwurm. Vor allem im Bereich der Wärmepumpen und Gasbrennwert-Geräte wurden mit den Marken Bosch und Buderus Zuwächse verzeichnet. Eine "hervorragende Entwicklung" gab es auch bei Industriekesseln für Warmwasser und Dampf im Leistungsbereich bis 38 MW.

Der deutsche Mutterkonzern Bosch besteht seit 135 Jahren, er beschäftigt weltweit rund 395.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 71,5 Mrd. Euro. Das Unternehmen wurde 1886 als "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik" von Robert Bosch in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH ist besonders: Seit den 60er-Jahren liegen die Kapitalanteile zu mehr als 90 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH, die sich beispielsweise im Gesundheitswesen engagiert. Die Stimmrechte sind mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Dieses Modell sichere die Unabhängigkeit der Bosch-Gruppe, erklärt Weinwurm. Bosch ist nicht an der Börse, die Dividende geht mehrheitlich an die Bosch-Stiftung. Ein Teil des Gewinns bleibe im Unternehmen und werde für Investitionen genutzt.

Dies bringe auch eine eigene Unternehmenskultur hervor, so Weinwurm: "Wir sind ein soziales Unternehmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen immer im Mittelpunkt, in guten wie in Krisenjahren." Deshalb habe man auch im Coronajahr 2020 keine Mitarbeiter abgebaut, sondern sogar einen Bonus gezahlt. Schließlich hätte jeder Mitarbeiter seinen Beitrag für das Ergebnis geleistet. Das Bosch-Leitbild "Technik fürs Leben" werde im gleichnamigen Schüler-Wettbewerb umgesetzt. Trotz der Corona-Widrigkeiten wurde der Wettbewerb auch im heurigen Schuljahr durchgeführt, die Ausgezeichneten erhalten ein sechsmonatiges, bezahltes Bosch-Praktikum.