Bosnien-Repräsentant will Finanzhilfen stärker kontrollieren

Hoher Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt
Der Hohe Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt, fordert, dass internationale Hilfsgelder für das Westbalkan-Land künftig stärker an Auflagen geknüpft werden sollten. "Sowohl Gelder des IWF als auch der EU, insbesondere Corona-Geld, sind gezahlt worden, ohne dass es eine Konditionalität gegeben hat", sagte Schmidt in einem am Samstag veröffentlichten Reuters-Interview. "Ich bin sehr dafür, dass das wieder zukünftig sehr, sehr viel schärfer gehandhabt wird."

Hilfen der Europäischen Union müssten dafür ausgegeben werden, das Land langsam EU-tauglich zu machen, sagte er mit Blick darauf, dass die Westbalkan-Staaten eine EU-Beitrittsperspektive haben. Die Bedingungen müssten zugleich so formuliert sein, dass sie die politische Schicht, nicht die Bevölkerung träfen.

Hintergrund ist, dass in dem Vielvölkerstaat das bosnisch-serbische Präsidentschaftsmitglied Milorad Dodik derzeit eine Abspaltung des serbisch dominierten Landesteils vorantreibt. Das Friedensabkommen von Dayton hatte im Jahr 1995 den dreieinhalbjährigen Krieg zwischen bosnischen Serben, Kroaten und Bosniaken beendet, indem es das Land entlang ethnischer Linien in zwei autonome Regionen aufteilte - die serbisch dominierte Serbische Republik und die von Kroaten und Bosniaken gemeinsam getragene Föderation. Serbische Nationalisten hatten den Zusammenhalt des Bundesstaates immer wieder und zuletzt verstärkt infrage gestellt.

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