Bregenzer Festspiele in vorläufiger Bilanz zufrieden
"So viel von dem, was wir uns vorgenommen haben, ist aufgegangen", so Intendantin Elisabeth Sobotka. Dem Team sei es gelungen, im Gegenentwurf zu "Rigoletto" 2019/20 mit Cio-Cio-San die Emotionalität einer einzelnen Figur zum Leuchten zu bringen, das Licht sei dazu der Schlüssel gewesen. "Wir haben eine Ikone geschaffen", war Sobotka überzeugt. Die Hausoper "Ernani" sei trotz ihres herausfordernden Konzepts eine "Punktlandung" gewesen. Begeistert zeigte sich Sobotka auch vom Opernstudio, in dem junge Sänger Massenets "Werther" einstudierten. Einen Wermutstropfen bildete die Absage des Gastspiels "Der zerbrochene Krug" des Deutschen Theaters aufgrund einer Erkrankung des Hauptdarstellers Ulrich Matthes, dem es inzwischen besser gehe. Es sei ein "erfüllter und stimmiger Sommer" gewesen.
Im Vorjahr gab es bei "Butterfly" vier Regenabsagen, heuer musste trotz häufiger Niederschläge an den 26 Spieltagen lediglich einmal eine Aufführung abgebrochen werden, und das sechs Minuten vor Schluss. Der kaufmännische Direktor Michael Diem sprach daher von "wettertechnisch intensiven Wochen mit viel Glück". "Butterfly reiht sich in die ganz großen Stücke auf der Seebühne ein", betonte er. Die Oper erreichte im ersten Jahr eine Auslastung von 100 Prozent, im zweiten 99 Prozent. Insgesamt sahen die Inszenierung von Andreas Homoki rund 346.000 Menschen. Keine Puccini-Oper war am See bisher erfolgreicher. Bis inklusive Sonntag steht die Oper noch dreimal auf dem Spielplan. Ebenfalls noch ausständig sind zwei "Werther"- und eine "Judith von Shimoda"-Aufführungen sowie eine Orchestermatinee.
Das Publikum vertraue den Festspielen inzwischen auch abseits der Hauptproduktionen. Wenn der See funktioniere, könne man im übrigen Programm mutiger sein, so Diem. Mittlerweile stünden Bregenz-Auftritte in vielen Künstlerbiografien, denn "es wird sehr viel Gold, was Elisabeth angreift". Die fünf Orchesterkonzerte waren zu 86 Prozent ausgelastet, die beiden zeitgenössischen Musiktheater "The Faggots and Their Friends Between Revolutions" sowie "Die Judith von Shimoda" zu 89 Prozent. Nahezu ausverkauft waren "Die schöne Müllerin" und "Zwischen Himmel und Erde". Guten Zuspruch verzeichneten auch "Musik & Poesie" und "Wiener Symphoniker - ganz persönlich". Immer beliebter werden die Vermittlungsangebote des Festivals. Rund 12.000 Besucher kamen zu Bühnenpräsentationen, Festspielfrühstücken, Werkstattgesprächen oder dem Tag der Wiener Symphoniker, 26.000 Besucher zu Führungen.
Festspielpräsident Hans-Peter Metzler zeigte sich "beglückt" über das "ideenreiche Programm", die wirtschaftlich sehr erfolgreiche und unfallfreie ablaufende Saison. Nächstes Jahr werden die Festspiele den zehnmillionsten Besucher seit Bestehen begrüßen, eine "unglaubliche Zahl". Das Festival trage in der Region nicht nur zum BIP bei, man sei auch ein großer Steuerzahler und wichtiger Arbeitgeber. Die hohe Besucherzahl helfe dem Festival nicht nur finanziell, sondern auch in Hinblick auf die Künstler. Diese profitierten bei wachsender Bedeutung von Page Impressions und Klicks in Form von Reichweite und Aufmerksamkeit und seien daher interessiert an Engagements. Nicht erspart blieb den Festspielen eine Nachfrage nach den laufenden Korruptionsermittlungen in Vorarlberg, medial wurden dabei auch die Bregenzer Festspiele bzw. das Festspielhaus genannt. "Wir haben davon auch aus den Medien erfahren", so Diem. Man sei in der Folge über die Bücher gegangen, man habe aber keine Parteistellung, daher "wissen wir nicht mehr als Sie", sagte der kaufmännische Direktor auf eine Journalistenfrage.
Der Vorverkauf für die nächste Saison der Bregenzer Festspiele startet am 2. Oktober. "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber in einer Inszenierung von Philipp Stölzl steht 25 Mal auf dem Programm, Premiere ist am 17. Juli 2024. Stölzl zeichnete bereits für den sehr erfolgreichen "Rigoletto" 2019/20 verantwortlich, die musikalische Leitung der Wiener Symphoniker liegt bei Enrique Mazzola. Schon am Montagmorgen beginnen laut Sobotka die Arbeiten für den Aufbau des neuen Bühnenbilds - "Es wird ganz anders!" - und die Sanierung des Seebühnen-Kerns. "Wir sind sehr glücklich über die Finanzierungszusagen von Bund, Land und Stadt", so Festspielpräsident Metzler zu den Bauarbeiten. Die öffentliche Hand trage 70 Mio. Euro, die Festspiele selbst zehn Mio. Euro der Kosten. Als Oper im Festspielhaus feiert Rossinis "Tancredi" am 18. Juli Premiere.
(S E R V I C E - Bregenzer Festspiele 2024, 17. Juli bis 18. August. www.bregenzerfestspiele.com)
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