Bregenzer Festspiele: Nikolaus Habjan pfiff Finale an
Es war noch kein Abschiedsabend, denn das Programm der Bregenzer Festspiele enthält mit den Opern "Der Ehevertrag" und "Gianni Schicchi" sowie der Uraufführung von "Hold Your Breath" neben dem Konzert des Symphonieorchesters Vorarlberg heuer noch zwei große Neuproduktionen. Die Intendanz von Elisabeth Sobotka Revue passieren zu lassen, wie es in der Ankündigung zum Abend in der Reihe "Musik & Poesie" zu lesen war, lag nur bedingt in der Absicht von Nikolaus Habjan. Das ist nachvollziehbar, denn sonst hätten seine Darbietungen nicht nur eine, sondern gleich mehrere Stunden dauern müssen.
Mit Projekten unter dem Titel "Ich pfeife auf die Oper", mit denen er in großen Konzerthäusern im In- und Ausland auftrat, hat sich der Regisseur von mittlerweile zahlreichen Opern sowie der Puppenspieler und Schauspieler auch als Kunstpfeifer einen Namen gemacht. Der daraus abgewandelte Titel "Ich pfeif' auf die Sobotka" enthält somit Witz, aber auch etwas Wehmut. Elisabeth Sobotka verantwortet die Bregenzer Festspiele seit 2015 und übernimmt im Herbst dieses Jahres die Intendanz der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.
Zu ihrem "unglaublich tollen Team", wie sie im Gespräch mit der APA ihre Künstlerinnen, Künstler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezeichnete, zählt seit der im Sommer 2016 neu konzipierten "Staatsoperette" von Otto M. Zykan auch Nikolaus Habjan. 2018 nahm Sobotka das Werk "Böhm" ins Programm, die viel beachtete Auseinandersetzung mit dem Dirigenten Karl Böhm und dessen Verstrickungen mit dem Terrorregime des Nationalsozialismus durch Paulus Hochgatterer und Habjan. Es folgten unter anderem "Alles nicht wahr" und "Die schöne Müllerin" mit Franui. Außerdem erwies sich Nikolaus Habjan über die Jahre mit jeweils einer seiner Puppen als kritisch humorvoller Akteur und politischer Kommentator bei den offiziellen Eröffnungen der Bregenzer Festspiele.
Ohne Verweise auf die Uraufführungen in der Zeit von Elisabeth Sobotka in Bregenz war der Abend somit kein Resümee, aber ein kleiner Rückblick mit dem Fokus auf die großen Seeproduktionen. Wobei langjährige Festspielbeobachter bei den wunderbar lebendig gepfiffenen Nummern des Oskar im "Maskenball", zwar daran dachten, dass dies eine Produktion ist, die noch Alfred Wopmann in den Jahren 1999 und 2000 auf den See brachte, aber sich immerhin daran erinnerten, dass mit Marlis Petersen damals jene Sopranistin diese Partien sang, die am gestrigen Sonntag im Rahmen des Festspielkonzertes der Orchesterakademie mit Strauss-Liedern auf der Bühne stand.
Die "Séguidille" aus "Carmen", der Summ-Chor aus "Butterfly", die Arie "Nessun dorma" aus "Turandot" oder eine bravouröse Darbietung von "Caro nome" aus "Rigoletto" lassen erleben, dass derart exzellent gestaltetes Pfeifen in verschiedenen Tonlagen neben den technischen Anforderungen eine faszinierende Kunstform ist. Sorgfältig wie temperamentvoll unterstrich die Pianistin Ines Schüttengruber die Exklusivität dieser Leistung, die das Publikum bejubelte und die Intendantin sichtlich rührte. Bei der so schön weich und absolut unaffektiert interpretierten Arie des Max aus dem "Freischütz" sah man dann durch das große Fenster im Seestudio Besucher der Seebühnenaufführung ankommen. Bis 18. August steht die Oper noch auf dem diesjährigen Festspielprogramm. Bisher konnten alle Aufführungen auf dem See gespielt werden.
(Von Christa Dietrich/APA)
(S E R V I C E - Nächste Festspielpremieren "Der Ehevertrag" und "Gianni Schicchi" am 12., 14., 16. und 17. August im Theater am Kornmarkt; "Hold Your Breath" am 15. und 17. August auf der Werkstattbühne. www.bregenzerfestspiele.com)
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