Bundesheer hilft bei Trinkwasserversorgung in Klagenfurt

Klagenfurter Trinkwasser: Das Bundesheer hilft
Nachdem seit zumindest einer Woche das Klagenfurter Trinkwasser mit Fäkalbakterien verunreinigt ist, gibt es nun Kritik am Krisenmanagement der Stadt. Dem widersprach die Stadt am Mittwoch nach einer Sitzung mit Experten des Landes Kärnten. Unterdessen rückte das Bundesheer zu einem Assistenzeinsatz an, um bei der Wasserversorgung zu helfen. Weiters wurde bekannt, dass die erste auf Enterokokken positive Probe vergangene Woche in einem Kindergarten entnommen worden war.

Neben Stadtpolitikern hatte sich zuvor Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zu Wort gemeldet. In einem Brief an Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) kritisierte er zu wenig Transparenz. Und: Zum Teil hätten Stadt und Stadtwerke Hilfe nicht angenommen, die vom Land und von Wasserverbänden angeboten worden war. Auf APA-Anfrage konkretisierte ein Sprecher von Kaiser, dass die Stadt ein Unterstützungsangebot vom Katastrophenschutz des Landes am vergangenen Freitag "definitiv und nachweislich abgelehnt" habe: "Die angebotenen Unterstützungsleistungen reichten von der Koordination eines möglichen Assistenzeinsatzes des Bundesheeres, über Hilfe bei der Wasserlieferung/Paketierung bis hin zum Einsatz eines AT-Alerts (Anmerkung: der Handy-Warnung)", hieß es aus dem Büro des Landeshauptmannes. Das wurde auch mit einem Gesprächsprotokoll unterlegt, das der APA vorliegt.

Dem widersprach Scheider am Mittwoch vehement. Auch bei einer Sitzung mit Fachexperten des Landes am Mittwoch sei davon keine Rede gewesen. Zum Einsatz allgemein habe es vielmehr großes Lob gegeben: "Wir haben einen Römischen Einser bekommen für die Abarbeitung des Einsatzes", erklärte dazu Einsatzleiter Wolfgang Germ von der Berufsfeuerwehr.

Unterdessen wurde das Bundesheer zu einem Assistenzeinsatz angefordert. Bereits am (morgigen) Donnerstag sollen Bundesheersoldaten Wasser bei einem Hochbehälter holen und in Klagenfurt abfüllen. Am Freitag, wenn der Hochwassereinsatz in Niederösterreich beendet ist, kommt sogar eine eigene Aufbereitungsanlage nach Klagenfurt, erklärte Thomas Enenkel vom Bundesheer: "Hier werden wir Wasser von einem Hydranten zapfen, mit UV-Licht behandeln und abfüllen." Ab Samstag soll es so möglich sein, 10.000 Liter Trinkwasser pro Stunde abzufüllen. Das soll dann an die Bevölkerung verteilt oder direkt an Schulen oder Altersheime geliefert werden.

Mehr Details wurden auch zu den ersten auf Enterokokken positiv getesteten Wasserproben bekannt. Die Stadtwerke hatten routinemäßig das Trinkwasser beprobt, so wie das laufend passiert. Von neun Proben an einem Tag war eine aus einem Kindergarten positiv auf Enterokokken, weshalb man von einer regional begrenzten Verunreinigung ausging und nur dort Maßnahmen veranlasste. Erst als am nächsten Tag, also dem vergangenen Freitag, dann die Ergebnisse von zwölf Proben einlangten, wurde großflächig Alarm geschlagen. Denn von diesen waren sieben Proben positiv auf Enterokokken, sie verteilten sich quer über weite Teile des Stadtgebiets.

Die Ursache stand auch diesen Mittwoch noch nicht fest, erklärte Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole. Man sei dabei, bekannte Rohrbrüche der letzten Wochen noch einmal unter die Lupe zu nehmen, außerdem werden Baustellen und Hydranten begutachtet, über die die Erreger ins 900 Kilometer lange Leitungsnetz gekommen sein könnten. Parallel dazu wird das Leitungsnetz durchgespült.

Am (morgigen) Donnerstag sollen neue Messwerte vorliegen. Bis es so weit ist, braucht es jeweils rund 48 Stunden, in denen sich in den Proben unter Laborbedingungen Kulturen entwickeln können. Mit dem Vorliegen der neuen Messwerte könnte es auch möglich sein, dass das Trinkwasser in bestimmten Stadtteilen wieder freigegeben wird, sagte Smole. Dabei spiele es keine Rolle, wenn man die eigentliche Schadstelle noch nicht gefunden habe: Freigegeben werden können nämlich nur Stadtteile, in denen die Proben seit vergangener Woche durchgehend negativ waren.

Allein über die Intensität der Verunreinigung lassen sich übrigens keine Rückschlüsse ziehen, wo eine mögliche Schadstelle im Netz liegen könnte. Denn, so hatte Amtsärztin Nadja Ladurner eine positive Nachricht, sei die Bakterienbelastung sehr gering: "Wir hatten Messwerte von einer bis elf koloniebildenden Einheiten pro 100 Milliliter Trinkwasser." Deshalb sei auch das Zähneputzen oder Duschen unbedenklich, hielt sie fest. Dennoch gebe es Personengruppen, bei denen auch solche geringen Bakterienmengen wie die gemessenen Probleme bereiten könnten.

Das Klagenfurter Trinkwasser ist seit mindestens vergangenem Mittwoch mit Enterokokken, also Fäkalbakterien, verunreinigt. Diese können bei Kleinkindern, Senioren oder gesundheitlich angeschlagenen Menschen Durchfallerkrankungen auslösen. Seit Freitag - also seit Vorliegen des positiven Testergebnisses - gilt die Empfehlung, das Leitungswasser im gesamten Stadtgebiet vor dem Trinken abzukochen. Die Warnung der Stadt hatte zu Hamsterkäufen von Mineralwasser in fast allen Supermärkten geführt. Die Stadt Klagenfurt verteilt weiterhin kostenlos Trinkwasser an Bürgerinnen und Bürger. Schulen, Kindergärten, Alters- und Pflegeheime werden direkt mit sauberem Trinkwasser versorgt.

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