Bundesheer rückt in St. Anton am Arlberg zum Aufräumen an
50 Soldatinnen und Soldaten sollen im hauptbetroffenen Tiroler Ort St. Anton am Arlberg die Freiwilligen entlasten, sagte Bürgermeister Helmut Mall am Dienstag zur APA. Die Öffnung der unterspülten Arlbergpassstraße während der Nacht sei indes ohne Probleme verlaufen, eine provisorische Fahrbahn war dafür auf Vorarlberger Seite errichtet worden.
Vorwiegend Lkw hätten von Vorarlberg kommend die Passstraße passiert, sagte der Ortschef. Es sei aber insgesamt "nicht viel los gewesen". Die Arlbergstraße wurde aufgrund der Aufräumarbeiten bis vorerst Freitag nur zwischen 20.00 und 7.00 Uhr für den Verkehr freigegeben.
Ein anderes Bild herrschte indes Dienstagfrüh. "Die Lkw fahren im Minutentakt", schilderte Mall die Situation. 50 Lkw und bis zu 15 Bagger seien erneut im Einsatz. 25.000 Kubikmeter Material wurden bereits bewegt. Laut Angaben des Landes müssen bis zu 50.000 Kubikmeter aus den Geschiebebecken gebracht werden. Nun beginne aber die "große Spurensuche" mit der Sichtung der Nebenbereiche. Ein Glück sei, dass weder Wasserleitungen noch das Kanalnetz betroffen waren. An den Straßen und Bächen bzw. Verbauungen seien die Schäden jedoch groß. Eine Schadenssumme konnte der Bürgermeister aber nicht nennen.
Am Dienstag waren erneut Katastrophenzüge aus Tiroler Bezirken an Ort und Stelle. Allerdings gehen nun die Freiwilligeneinsätze zurück, begründete Mall die Anforderung des Bundesheers. Bis Freitag sei der Einsatz vorerst geplant.
Eine Mure, die vor St. Christoph am Arlberg (Tirol) noch auf Vorarlberger Seite abgegangen war, hatte Freitagabend die gesamte Fahrbahn der Arlbergstraße verlegt. Die Straße wurde dabei stark unterspült, bzw. wurde ein Teil der Fahrspur Richtung Tirol auf einer Länge von rund 60 Metern weggerissen. Im Ortsgebiet von St. Anton kam es zu teils meterhohen Vermurungen, Fahrzeuge und Häuser wurden von den Erdmassen und Sturzfluten erfasst. Insgesamt 35 Häuser wurden durch das Unwetter beschädigt. Eine große Mure war unter anderem am sogenannten Jungbrunntobel abgegangen, zwei Bäche traten daraufhin über die Ufer, es kam zu Verklausungen. Es wurde aber niemand verletzt.
Weil der Arlbergstraßentunnel wegen Sanierungsarbeiten noch bis in den November gesperrt ist, waren damit vorerst beide Straßenverbindungen am Arlberg nicht bzw. nur eingeschränkt passierbar. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Silvretta-Hochalpenstraße auf Vorarlberger Seite nach einem Felssturz Mitte Juli und einem neuerlichen Murenabgang am 17. August bis auf weiteres aufgrund von Sanierungen gesperrt ist. Vorarlberg war von Tirol aus und vice versa vorerst nur über das Lechtal bzw. Deutschland erreichbar. Die ÖBB betonten indes gegenüber der APA, dass die Bahnverbindung zwischen den Bundesländern aufrecht sei. Auch der Bahnhof in St. Anton war sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Pkw erreichbar.
Die Arbeiten auf Vorarlberger Seite - es wurde ein Straßenprovisorium errichtet und asphaltiert - waren schon am Samstagabend abgeschlossen worden. Man sei für eine völlige Freigabe der Verbindung bereit, hieß es. Durch die Sperre der Arlbergpassstraße verlängert sich die Fahrtzeit von Bregenz nach Innsbruck untertags derzeit erheblich, nämlich etwa um die Hälfte. Wählt man als Autofahrer die Route über Deutschland (213 Kilometer), so muss man mit mindestens dreistündiger Fahrzeit rechnen. Bei der Fahrt durchs Lechtal (192 Kilometer) geben Routenplaner von vornherein eine Reisezeit von etwa 3,5 Stunden an.
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