APA - Austria Presse Agentur

Casinos-Sparpaket erzürnt Betriebsrat und Gewerkschaft

Der Betriebsrat der Casinos Austria und die Gewerkschaft sind erzürnt darüber, dass sie über das Sparpaket bei dem teilstaatlichen Konzern über die Medien erfahren haben.

Seit der Wiedereröffnung der Casinos Ende Mai leisteten die Beschäftigten sensationelle Arbeit, die Erträge seien deutlich höher als erwartet, sagte Zentralbetriebsratschef Manfred Schönbauer am Mittwoch zur APA. "Dass man zu diesem Zeitpunkt über die Medien ausrichtet, dass ein paar Hundert Kündigungen unvermeidlich sind, empört uns", so der Belegschaftsvertreter. Auch Barbara Teiber, Bundesvorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, findet es "beschämend und verantwortungslos", dass Gerüchte und geheime Pläne am Aufsichtsrat vorbei an die Medien gespielt würden.

Am Dienstag wurde bekannt, dass der Casinos-Vorstand im April ein Sanierungskonzept namens "ReFIT" gestartet hat, das am 8. Juli bei einer Sonderaufsichtsratssitzung vorgelegt werden soll. Ein Abbau von Personal sei unvermeidlich, hieß es aus dem Unternehmen. Eine konkrete Zahl an Mitarbeitern, die gehen müssen, nannte Unternehmenssprecher Patrick Minar aber nicht. Nur: "Es sind umfangreiche Maßnahmen, die kommen werden." Das Unternehmen verweist neben der elfwöchigen coronabedingten Schließzeit auch auf das Rauchverbot, das erstmals 2020 voll schlagend wird und sehr schmerze.

Betriebsrat Schönbauer sieht so schwarz nicht. Er hat den Verdacht, dass das alles mit der Intention lanciert worden sei, Druck auf die Verhandlungspartner auszuüben. Von dem, was er bisher aus Exzerpten kenne, könne er sagen, dass die Grundannahmen "schon viel zu überzogen" seien. Für 2020 würden viel zu negative Annahmen getroffen.

Die Geschäftsentwicklung seit der Wiedereröffnung sei deutlich besser als erwartet. Das, obwohl die für manche Spielbanken wichtigen ausländischen Gäste etwa aus Russland, dem arabischen und dem asiatischen Raum noch fehlen und obwohl es einige Einschränkungen gibt. So sind etwa pro Spieltisch maximal drei Personen zugelassen und es ist, ebenfalls zwecks Abstandhalten, nur jeder zweite Glücksspielautomat in Betrieb.

Der für heuer erwartete Verlust der zwölf Inlandscasinos sei schon mehrmals korrigiert worden. Ursprünglich hatte man laut Schönbauer mit einem Minus von 74 Mio. Euro gerechnet, dann mit 60 Mio. und nunmehr mit 47 Mio. Euro. "Ich nehme an, das wird sich noch bessern." Die gesamte Gruppe, zu der auch die Lotterien und das lukrative, in der Krise boomende Online-Glücksspiel win2day gehört, werde auch heuer ein positives Ergebnis erwirtschaften. Im ersten Monat nach der coronabedingten Schließung sei der Umsatz nur um 8 Prozent zurückgegangen - statt der erwarteten 50 Prozent, so Schönbauer.

Das Rauchverbot, das seit November 2019 in Kraft ist, habe ebenfalls nicht so drastische Auswirkungen wie von der Unternehmensführung dargestellt, so der Betriebsrat. Zwar habe das absolute Rauchverbot mit dem Wegfall der Raucherkabinen in den ersten Wochen zu einem "spürbaren" Umsatzverlust geführt, man könne dies jedoch nicht für die nächsten Jahre so in den Prognosen fortschreiben. Alle internationalen Erfahrungen belegten, dass sich das Casinospiel nach einer gewissen Zeit wieder auf dem ursprünglichen Niveau einpendle.

Sein Ziel sei, einseitige Arbeitgeberkündigungen "unter allen Umständen zu vermeiden", sagte Schönbauer. "Wir haben schon in der Vergangenheit Modelle entwickelt, um die Personalkostenentwicklung in den Griff zu bekommen. Das war für beide Seiten vorteilhaft." Bewährt hätten sich etwa Teilzeitmodelle für ältere Mitarbeiter.

Im Sanierungskonzept "ReFIT" gehe es offenkundig auch um Änderungen der Abläufe sowie die Positionierung der Betriebe, dass sich etwa kleinere Casinos anders aufstellen als große, profitable. "Wir verschließen uns der Diskussion nicht", so Schönbauer. Allerdings müssten auch die Casinodirektoren eingebunden werden. Standortschließungen wären "denkunmöglich", schließlich hätten die Casinos eine Betriebspflicht und auch die Aufgabe, zur regionalen Wertschöpfung, zum Tourismus beizutragen. Es gehe nicht nur um den Shareholder Value und die Dividende für einen Finanzinvestor.

Mehrheitseigentümerin der Casinos Austria ist die tschechische Glücksspielgruppe Sazka, der Staat hält ein Drittel. Dazu Gewerkschafterin Teiber: "Auch die Republik als Miteigentümerin und die ÖBAG sind aufgerufen, der Verunsicherung entgegenzutreten."