Dabei wollte der Kanzler dem Vernehmen nach über Energiethemen beraten. Ob Lula bei dem Treffen, der am späten Dienstagvormittag begann, den Mercosur-Handelspakt ansprechen würde, war nicht zu erfahren.
Über den Aufbau der Freihandelszone zwischen EU und den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay war im Sommer 2019 nach jahrelangen Verhandlungen eine politische Grundsatzeinigung erzielt worden. Der Deal wird allerdings nun von mehreren EU-Staaten wie etwa Frankreich oder Österreich wieder infrage gestellt.
Erst vor Gipfelbeginn am Montag hatte Nehammer diese Position als "unverändert" bezeichnet. Dabei verwies er auch auf die "Sondersituation" Österreichs, wo es "auch einen Beschluss des Parlaments gegen Mercosur" gebe. Brasiliens Präsident Lula und die aktuelle spanische Ratspräsidentschaft drängen unterdessen auf eine Einigung bis Jahresende.
Österreichs Handel mit den Mercosur-Staaten nahm zuletzt deutlich zu. 2022 wurden Waren im Wert von rund 1,3 Milliarden Euro in die Region exportiert, die Einfuhren betrugen etwa 0,7 Mrd. Euro. In den Coronajahren war das Handelsvolumen merklich zurückgegangen. Mittlerweile liegt es aber wieder deutlich über dem Vorkrisenniveau von 2019 (damalige Exporte: 0,9 Mrd Euro, Importe: 0,5 Mrd. Euro).
Aus dem Mercosur-Raum bezieht Österreich vor allem mineralische Stoffe, Halbstoffe wie Holz, Faser oder Papier sowie Waren pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, geht aus der Daten der Wirtschaftskammer (WKÖ) hervor. Bei den Exporten machen "Maschinen, Apparate, Mechanische Geräte" die größte Kategorie (rund 23 Prozent) aus. Weitere wichtige Produktgruppen sind "unedle Metalle und Waren daraus" sowie Produkte aus der Lebensmittel- und chemischen Industrie.
Ein weiteres Streitthema ist laut Deutscher Presse-Agentur die Position zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Viele Staats- und Regierungschefs in Lateinamerika fordern Friedensgespräche und lehnen Sanktionen gegen Russland und eine klare Unterstützung der Ukraine ab. Mit den linksautoritär regierten Staaten Kuba, Venezuela und Nicaragua hat Moskau außerdem drei Verbündete in der Region, die Russland auch offen unterstützen.