Charkiw: Vier Tote und Verletzte nach russischem Luftschlag
In Charkiw trafen gelenkte Fliegerbomben nach offiziellen Angaben unter anderem ein zwölfstöckiges Wohnhaus, das teilweise einstürzte. "Ein Schlag, den es nicht gegeben hätte, wenn unsere Verteidigungskräfte die Möglichkeit hätten, russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Nachricht bei Telegram. Er forderte angesichts der Zerstörungen einmal mehr die Freigabe weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele in Russland.
Die Bomben schlugen in mehreren Stadtteilen der einst zweitgrößten Stadt der Ukraine ein. Unter den Verletzten sind Behördenangaben nach mehrere Kinder. Charkiw, das nur etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt liegt, ist immer wieder das Ziel russischer Angriffe. Zu Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs versuchten russische Truppen auch, Charkiw einzunehmen, scheiterten aber.
Die Stärkung der Flugabwehr sei lebensnotwendig, teilte Selenskyj weiter mit. Nach Darstellung Kiews muss zum Schutz der eigenen Städte auch das russische Angriffspotenzial vernichtet werden. Dazu seien Angriffe auf Militärflugplätze im Hinterland in Russland nötig, wo Bomber und Kampfflugzeuge stationiert seien. Selenskyj fordert inzwischen fast täglich vom Westen die Freigabe gelieferter Waffen für Angriffe auf russisches Staatsgebiet. Bisher gelten dafür Beschränkungen. Die Ukraine nutzt aber auch eigene Drohnen und Raketen für die Attacken. Das Land wehrt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren mit westlicher militärischer Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg.
In Sumy sei eine Leiche unter den Trümmern eines Gebäudes gefunden worden, ein Mensch sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Sumy am Freitag im Onlinedienst Facebook mit. Nach dem Angriff brach demnach ein Feuer aus. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erfolgte gegen 01.30 Uhr (00.30 Uhr MESZ) ein "Luftangriff auf ein Unternehmen in Sumy". Die Behörde sprach von "völkerrechtlich verbotenen Kriegsmethoden". Wegen der russischen Luftangriffe wurden seit dem 9. August rund 21.000 Menschen aus der Region Sumy evakuiert. Die Behörden in Sumy riefen die Menschen am Freitag dazu auf, in ihren Häusern zu bleiben und die Fenster zu schließen.
Sumy grenzt an die russische Region Kursk, in der die Ukraine im August eine Militäroffensive gestartet hatte. Ein Ziel der Offensive war die Schaffung einer Pufferzone auf russischem Gebiet, um die eigene Bevölkerung vor Angriffen zu schützen. Moskau antwortete darauf mit Luftangriffen.
In Dnipropetrowsk wurden laut Gouverneur Serhij Lysak drei Frauen bei Artilleriebeschuss verletzt und Häuser und Stromleitungen beschädigt. In Cherson erlitt ein Mann nach russischem Beschuss Kopfverletzungen, wie der Chef der Militärverwaltung von Cherson, Roman Mrotschko, mitteilte. Weiter südlich in Poltawa im Zentrum der Ukraine wurde zudem eine Industrieanlage bei einem russischen Angriff getroffen. Opfer habe es nicht gegeben, teilte Gouverneur Filip Pronin mit.
Der ukrainische Luftwaffenkommandant Mykola Oleschtschuk erklärte, seine Streitkräfte hätten in der Nacht zwölf Schahed-Drohnen abgeschossen. Vier weitere Drohnen seien abgestürzt, ohne ihr Ziel zu treffen, fügte er hinzu. Die russischen Streitkräfte teilten unterdessen mit, sie hätten bei ihrem Vormarsch in der Ostukraine zwei weitere Dörfer erobert.
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